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https://www.gestalte.schule/files/original/193/doc09-Szucsich-Himpsl-Gutermann-Moore.pdf
39df2f3d1877b60e3e751415a862b7ff
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Artikel ist zu zitieren als:
Szucsich, Petra; Himpsl-Gutermann,
Klaus; Moore, Christine (2017): EPortfolio-Schaufenster von
Clusterprojekten. Unterrichts- und
Schulentwicklungsprozesse
dokumentieren, begleiten und
sichtbar machen.
In: Grünberger, N.; HimpslGutermann, K.; Szucsich, P.;
Brandhofer, G.; Huditz, E.; Steiner, M.
(Hrsg.): Schule neu denken und medial
gestalten. Glückstadt: Verlag Werner
Hülsbusch, S. 144-160.
Online unter:
www.gestalte.schule/doc/09
Dieser Artikel ist CC-BY-SA lizensiert. Es ist gestattet ihn zu vervielfältigen, zu
verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie Abwandlungen und
Bearbeitungen des Werkes anzufertigen, sofern folgende Bedingungen eingehalten
werden: Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen und
Lizenzangabe.
�Schule neu denken und medial gestalten
E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
0nterrichts- und Schulentwicklungsprozesse
dokumentieren, begleiten und sichtbar machen
Petra Szucsich, Klaus Himpsl-Gutermann, Christine Moore
Keywords: E-Portfolio, Reflexion, Unterricht, Schulentwicklung, KidZ,
eEducation Austria, Sekundarstufe
Online unter: www.gestalte.schule/doc/
Abstract
Im Rahmen des Projekts KidZ (Klassenzimmer der Zukunft)1 wurden im Auftrag
des österreichischen Bundesministeriums für Bildung (BεB) im Schuljahr
/
von
KidZ-Schulen 7sterreichs durch ein virtuelles Schaufenster
abgebildet. Die KidZ-Schaufenster bestehen aus einer Sammlung von E-Portfolio-Ansichten der einzelnen Schulen, die mittels der Software Mahara miteinander verknüpft sind. Auf diesem Wege konnten die teilnehmenden Schulen ihre
Erfahrungen und Projekte für sich selbst und für andere zugänglich machen.
Dieser Beitrag fasst einerseits Ergebnisse zusammen, die aus einer Inhaltsanalyse der Hälfte der Schaufenster gewonnen wurden, und beleuchtet diese vor
allem vor dem Hintergrund des σationalen Bildungsberichts (σBB)
. Andererseits wird der Frage nachgegangen, inwiefern Schulen sich durch das Projekt
KidZ auf den Weg zu einer lernenden τrganisation gemacht haben und welchen
Beitrag das Projekt zur Schulentwicklung leisten konnte. Abschließend wird
dargestellt, wie die εethodik der E-Portfolio-Schaufenster im Hinblick auf
Schulentwicklung weiterentwickelt werden könnte, um derartige Prozesse anhand der Schaufenster zu dokumentieren und zu reflektieren. Darüber hinaus
könnten die Schaufenster als Instrument der Vernetzung und Steuerung in netzwerkbasierten Schulentwicklungsprojekten eingesetzt werden.
1 Das Projekt KidZ war ursprünglich mit einer δaufzeit von vier Jahren von
bis
angelegt. Die Planung und Durchführung der Begleitung der Schulen sollte sich an den
Jahreszielen des Projekts KidZ sowie den Zielen der einzelnen Schulen orientieren. Die
Jahresziele lauteten „KidZ (er)findet sich“, „KidZ wird sichtbar“, „KidZ macht Schule“
sowie „KidZ wirkt weiter“.
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
Einleitung: die KidZ-Schaufenster
/
Das Teilprojekt KidZ-Schaufenster
/ wurde vom Zentrum für δerntechnologie und Innovation (ZδI) der Pädagogischen Hochschule Wien (PH
Wien) in Zusammenarbeit mit der KidZ-Cluster-δeitung und den Bundeslandkoordinatorinnen und -koordinatoren2 im Rahmen des umfassenden Projekts KidZ (Klassenzimmer der Zukunft) durchgeführt. Die Idee dazu entstand im zweiten Jahr des Projekts KidZ, das unter dem Jahresziel „KidZ
wird sichtbar“ stand. Das Projektteam der PH Wien besuchte die teilnehmenden Schulen von τktober
bis Juni
und erstellte die Schaufenster gemeinsam mit verantwortlichen Personen der Schulen. Zusätzlich zu
den Schulbesuchen wurden vom PH-Projektteam im δaufe des Schuljahres
kontinuierlich Daten von den besuchten δehrerinnen und δehrern erhoben
und ebenfalls im E-Portfolio gesammelt. Auf diese Weise entstanden Entwicklungsportfolios, die Prozesse und Entwicklungen zeigen und sich damit
von „Hochglanzportfolios“, die eher nur ein abschließendes Endergebnis
präsentieren, unterscheiden sollten. Das zentrale Element der Schaufenster
war die Sichtbarmachung der im Projekt KidZ laufenden Entwicklungen
sowie die 7ffnung der Schulen nach außen, nach dem εotto „Entwicklung
heißt, sich auf den Weg machen“. Die Schulen öffneten ihre „Fenster“ und
„trauten“ sich, Einblicke in Unterrichtsaktivitäten, Projekte und Ergebnisse
zu gewähren, auch wenn diese noch nicht abgeschlossen oder perfekt waren.
Das Teilprojekt KidZ-Schaufenster
/ wurde mit der Veröffentlichung
der Webseite3 im τktober
abgeschlossen, in der
von
KidZ-Schulen abgebildet wurden.
Das KidZ-Schaufenster jeder Schule besteht aus einer Ansichtensammlung, die fünf Einzelansichten enthält. Durch diese vom Projektteam vorgegebene Struktur und durch die Inhalte der Unteransichten sollte ein möglichst umfassendes Bild der Aktivitäten jeder Schule sowie der im δaufe des
Projekts entstandenen Prozesse und Entwicklungen gegeben werden. Die
Einzelansichten tragen die Titel:
2 Innerhalb des österreichweiten Projekts KidZ wurden vier Cluster (je zwei bis drei Bundesländer) gebildet sowie ein bis zwei Koordinatorinnen bzw. Koordinatoren für jedes
Bundesland bestimmt. Die Gesamtkoordination bundesweit hatten im Auftrag des
BεB Thomas σ9rosy und Edmund Huditz inne.
3 Die KidZ-Schaufenster sind online unter http://kidzschaufenster.phwien.ac.at/ verfügbar.
�Schule neu denken und medial gestalten
σame der jeweiligen Schule (allgemeine Informationen zur Schule,
Schulschwerpunkte, etc.),
„unsere KidZ-Ziele“ (Was wurde vom Projekt KidZ erwartet, welche
Visionen gab es dazu?),
„unsere KidZ-Klassen“ (Welche Klassen waren beteiligt, wie sahen z. B.
innovative δernräume aus?),
„unsere KidZ-Aktivitäten“ (Welche besonderen Aktivitäten wurden im
Rahmen von KidZ gesetzt? Welche Projekte wurden durchgeführt?)
sowie
„unsere KidZ-Erfahrungen“ (Was waren Erkenntnisse, Hilfestellungen,
Stolpersteine, etc. im Projekt?).
Anhand der δeitfragen des Projektteams der PH Wien dokumentierten die
Schulteams ihre Aktivitäten und reflektierten ihre Erfahrungen, wobei dabei
auch Rückmeldungen und εeinungsbilder von Schülerinnen und Schülern
„eingefangen“ wurden.
Durch die anschauliche Dokumentation der Projektvisionen und -ziele der
teilnehmenden δehrenden und δernenden und zahlreicher Good-PracticeBeispiele in den E-Portfolios werden die Projekterfahrungen und innovativen
didaktischen Konzepte präsentiert. Es wird gezeigt, wie digitale εedien zielgerichtet in den schulischen Alltag sowie in Schulentwicklungsprozesse integriert werden können. Die Erfahrungen und Aktivitäten sind vielfältig und
variierten hinsichtlich der jeweiligen Gegebenheiten, Ressourcen, Bedürfnisse und pädagogischen Konzepte der einzelnen Schulen. Zusätzlich zu den
E-Portfolio-Ansichten der Schulen entstand im δaufe des Projekts eine
Bookmarking-Sammlung4 auf Diigo von über
im Unterricht leicht
einsetzbaren und gut erprobten Tools und Ressourcen sowie eine vielfältige
Sammlung von rund
Videos5 auf Vimeo, die Interviews von δehrerinnen
und δehrern sowie zahlreiche selbst erstellte Videos von Schülerinnen und
Schülern online verfügbar macht. Damit beleuchten die KidZ-Schaufenster
nicht nur die Projektergebnisse und -erfahrungen, sondern können auch als
Ressource für Unterrichtsideen und -materialien genutzt werden.
4 KidZ-Bookmarking-Sammlung: https://www.diigo.com/profile/kidz-austria (Abrufdatum: . .
)
5 KidZ-Video-Sammlung: https://vimeo.com/channels/
(Abrufdatum:
. .
)
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
Analyse der KidZ-Schaufenster
aus verschiedenen Perspektiven
Im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Bildung (BεB)
wurde im εai/Juni
eine εeta-Analyse an
der
Schaufenster
durchgeführt, die im εai
bereits öffentlich zur Verfügung standen. Die
anderen
Schaufenster wurden erst nach der Datenerhebung für die Studie
veröffentlicht. Ausgangspunkt der Inhaltsanalyse waren zwei Zielsetzungen:
Zum einen sollten Einzelaktivitäten sowie Aktivitäten bezüglich Schulentwicklungsprozessen und den jeweils dabei gemachten Erfahrungen zusammenfassend dokumentiert und kategorisiert werden, um einen 8berblick über
das Gesamtprojekt zu erhalten. Zum anderen wurde das so systematisierte
εaterial aus zwei Perspektiven genauer analysiert, nämlich einerseits mit
Blick auf die Forderungen, die im Nationalen Bildungsbericht (
) formuliert wurden, und andererseits hinsichtlich der Frage, inwieweit Schulentwicklungsprozesse in den KidZ-Schaufenstern sichtbar werden.
Der Schwerpunkt der Schaufenster-Analyse wurde auf die Themenbereiche Ziele, Aktivitäten, Schwerpunkte, Erfahrungen, Wendepunkte und
Stolpersteine gelegt. Die KidZ-Schaufenster wurden zunächst einer Inhaltsanalyse unterzogen, bei der induktiv inhaltlichen Passagen Codes zugewiesen
und daraus Kategorien gebildet wurden. Insgesamt wurden rund
Textbestandteile aus den oben erwähnten Themenbereichen analysiert und Kategorien zugeordnet.6 Die folgende Zusammenfassung erläutert die Ergebnisse, die in der Analyse zu den zuvor erwähnten Kategorien gefunden
wurden, und belegt diese mit ausgewählten Aussagen von δehrerinnen und
δehrern sowie Schülerinnen und Schülern aus den KidZ-Schaufenstern.
.
Ergebnisse der Codierung
In dieser Analyse fassen wir diejenigen Kategorien zusammen, die am häufigsten auftraten und bei
Schaufenstern mindestens -mal genannt wurden, und ergänzen diese durch einzelne Aspekte aus der Codierung, die
besonders bemerkenswert erscheinen. Die weitaus meistgenannten Kategorien waren Beitrag zur Unterrichtsentwicklung ( σennungen) und Auf- und
Ausbau digitaler Kompetenzen ( σennungen). Diese beiden Kategorien
6 Die detaillierten Ergebnisse der Analyse werden im digitalen Tagungsband als Anhang
zu diesem Beitrag veröffentlicht.
�Schule neu denken und medial gestalten
liegen recht nah beieinander und unterscheiden sich insbesondere dadurch,
dass es beim Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen eher um das „handwerkliche“ Erlernen neuer Apps, Programme und gewisser Fähigkeiten geht,
während die Kategorie Beitrag zur Unterrichtsentwicklung den Einsatz digitaler εedien im Rahmen einer Unterrichtssequenz mit einer pädagogischdidaktischen Zielsetzung beschreibt. Gleich dahinter liegt die Kategorie
Nachhaltige Verbreitung im Unterricht ( σennungen). Während die beiden
am häufigsten genannten Kategorien als wesentliche Aspekte der Zielsetzung
des Projekts KidZ wenig überraschen, ist der Anspruch der σachhaltigkeit
aus Sicht des Auftraggebers ein erfreuliches Ergebnis. Aussagen wie „Wir
möchten, dass digitale Inklusion nicht mehr etwas Besonderes ist, sondern so
selbstverständlich wird wie ein Taschenrechner.“ (unter Ziele) oder „Wir
haben unsere Projekte so gestaltet, dass es nicht Eintagsfliegen werden,
sondern mit dem Hintergedanken, dass das Projekt in einem größeren
Zusammenhang steht und eine Aufbauarbeit ist.“ (unter Erfahrungen) belegen die ambitionierten Ziele dieser Schulen.
Die beiden nächstgereihten Kategorien belegen die hohe Bedeutung von
Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit in diesem Clusterprojekt, und
zwar in der Kategorie Schulübergreifende Vernetzung und Kollaboration
( σennungen) über die Schulgrenzen hinaus und in der Kategorie Vernetzung, Know-how-Aufbau und Kollaboration von Lehrer/inne/n ( σennungen) innerhalb einer Schule. „Die εitarbeit am KidZ-Projekt erlebte ich
als δehrer an unserer Schule als Bereicherung, da sie die Zusammenarbeit
zwischen den δehrerinnen und δehrern der einzelnen Teams deutlich
forcierte und dadurch interessante und neue Aspekte für das Unterrichten
entstanden.“ (unter Lehrer/innenzitate) oder „Darüber hinaus möchte ich
auch die Vernetzung mit anderen innovativen Schulen und deren δehrerinnen
und δehrern hervorheben, denn dadurch erlangte ich neues Wissen und
Ideen, die ich in meinem Unterricht berücksichtige.“ (unter Lehrer/innenzitate) betonen den hohen Wert, den beteiligte δehrer/innen der Vernetzung
und dem Erfahrungsaustausch beimessen und das übliche Bild des „Einzelkämpfertums“ deutlich widerlegen. Es wurde auch die schulübergreifende
Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern positiv erwähnt, allerdings
mit nur zehn σennungen. Hier wurde insbesondere betont, dass Einblicke in
einen anderen Schultyp (zwischen σeuer εittelschule und Gymnasium) als
besonders bereichernd erlebt wurden.
Zwei weitere häufig genannte Kategorien beziehen sich auf zwei Auswirkungen, die beteiligte δehrer/innen bei ihren Schulklassen beobachten
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
konnten, nämlich die Steigerung der Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Schüler/innen ( σennungen) sowie die Freude am Lernen
( σennungen). Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Beobachtungen einzelne subjektive Selbsteinschätzungen von beteiligten δehrpersonen und Schülerinnen und Schülern sind, die sich in den Schaufenstern
wiederfinden, und insbesondere weder repräsentativ sind noch genauer evaluiert wurden.
Ein nach wie vor sehr wichtiger Aspekt für die Schulen war die Technische Ausstattung ( σennungen). Die Ausrüstung der δernenden mit
Tablets oder die Installation eines WδAσ wurden sowohl positiv als Wendepunkt bzw. als Impuls und wichtige Voraussetzung für das Projekt als auch
negativ als Stolperstein genannt. Interessant ist dabei insbesondere, dass
insgesamt acht εal Bring Your Own Device (BYτD) positiv genannt wurde:
Aussagen wie „Unsere Tablets konnten nicht so erfolgreich eingesetzt
werden, wie wir uns das erwartet hatten. Es waren vielmehr die Handys, die
von den Schülerinnen und Schüler eindeutig bevorzugt wurden.“ (unter
Erfahrungen) oder „εit einer BYτD-Klasse ist der Einsatz von E-δearning
unvergleichbar einfacher und effizienter als mit schuleigenen Geräten, beinahe täglich eröffnen sich neue εöglichkeiten.“ (unter Lehrer/innenzitate)
belegen dies eindrücklich. Unter Stolpersteine wurden neben mangelnden
Ressourcen aller Art ( σennungen) vor allem die fehlenden zeitlichen Ressourcen der δehrpersonen genannt. „εan bräuchte viel mehr Zeitressourcen,
um wenigstens nur einen Bruchteil von dem ausprobieren und anschließend
im Unterricht einsetzen zu können, was man durch Kolleginnen und Kollegen oder auf Fortbildungen kennenlernt.“ (unter Lehrer/innenzitate)
Die Projektergebnisse und deren Analyse können gut mit dem Jahresziel
des dritten Jahres „KidZ macht Schule“ in Verbindung gebracht werden,
denn die Schaufensteranalyse zeigt im 8berblick, dass nicht nur einzelne
wenige Klassen oder δehrkräfte an der Idee des Klassenzimmers der Zukunft
beteiligt waren, sondern in den Schulen insgesamt viel bewegt und verändert
wurde. Relativierend muss hierbei betont werden, dass die Schaufenster vor
allem subjektive Selbsteinschätzungen der beteiligten δehrpersonen und
Schülerinnen und Schüler widerspiegeln und nicht als systematische Evaluation zur Erreichung der Projektziele missverstanden werden dürfen.
In den beiden folgenden Teilkapiteln werden aus zwei verschiedenen
Blickwinkeln weitere Analysen der Schaufenster angeschlossen.
�Schule neu denken und medial gestalten
.
KidZ in Hinblick auf den Nationalen Bildungsbericht
Im Frühjahr
wurde der Nationale Bildungsbericht (σBB)
veröffentlicht, der unter anderem vier wichtige Forderungen für die Weiterentwicklung im Schulwesen in 7sterreich formuliert. Die Analyse der Schaufenster vor diesen vier formulierten Zielbereichen legt den Schluss nahe, dass
das Projekt KidZ dafür wichtige Impulse beitragen konnte.
So wird im σBB
beispielsweise „die Verstärkung der individuellen
Förderung der einzelnen Schülerinnen und Schüler“ (SCHREIσER/EDER
:
) gefordert. Eine der möglichen εaßnahmen ist Individualisierung als
didaktisches Prinzip – mit sechs σennungen auch eine explizit genannte
Kategorie in der Schaufensteranalyse. Diese konnte im Projekt KidZ auf
mehreren Ebenen beobachtet werden: Einerseits wird in den Schaufenstern
eine εethodenvielfalt im Unterricht sichtbar, die von den δehrenden durch
die Verwendung digitaler εedien und verschiedenster Tools und Apps
(bspw. Videoschnitt) gefördert wurde. Dies zeigt beispielsweise auch die
zuvor genannte Social-Bookmarking-δinksammlung, in der etwa
verschiedene digitale Tools oder Apps aufgelistet werden. Andererseits konnten
die Schülerinnen und Schüler in mehrerlei Hinsicht Freiräume nutzen und
selber aktiv werden – dies belegen beispielsweise mehrfache σennungen von
Gruppenarbeiten, fächerübergreifenden Vorhaben und projektorientiertem
Unterricht. Die Steigerung der Eigenverantwortung und Selbstständigkeit
wird in der Analyse der Schaufenster -mal genannt, die Freude am δernen
-mal, die Steigerung der δehr- und δernfreude zehnmal. Das Schüler/innenzitat „δernen macht viel Spaß.“ aus einem der Schaufenster bringt dies
auf den Punkt. Gleichzeitig werden in den Schaufenstern von den befragten
δehrkräften – ähnlich den Forderungen im σBB
– mehr Ressourcen für
diese Unterrichtsformen eingefordert ( σennungen). Die unter Aktivitäten
und in den Fotogalerien und Videos dokumentierten Unterrichtsbeispiele
belegen diese hohe didaktische Vielfalt und Eigenaktivität der δernenden
zusätzlich. „Die Schülerinnen und Schüler haben die ganze KidZ-Website
selbst erstellt und dann selbst die Idee gehabt, die ganze Website auch auf
Englisch zu übersetzen.“ (unter Wendepunkte). Gleichzeitig betonen viele der
im Zuge der Schaufenstererstellung interviewten δehrpersonen, dass durch
den Einsatz der digitalen εedien ihre Rolle weniger vermittelnd und stärker
betreuend ist. Diese Rollenverschiebung bedeutet, dass auch im Unterricht
mehr Zeit bleibt, die δernenden in ihren individuellen δernprozessen zu
unterstützen. Dieses veränderte Rollenverständnis der δehrenden fördert
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
gleichzeitig die zunehmende Selbstbestimmung der δernenden und hilft
ihnen, Selbstvertrauen zu gewinnen (vgl. SZUCSICH/HIεPSδ-GUTERεAσσ
ν GIAσσAσDREA/SAσSτσI
).
Im Zusammenhang mit der individuellen Förderung von Schülerinnen
und Schülern wird bei BRUσEFτRTH et al. (
:
) im σationalen
Bildungsbericht
auch eine konsequente Ausrichtung an Kompetenzen
gefordert. Im Rahmen des Projekts KidZ wurden neben den fachlichen
Kompetenzen vielfältige übergreifende Kompetenzen gefördert. So wurden
der Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen in der Inhaltsanalyse der
Schaufenster -mal genannt. Aber auch Schlüsselqualifikationen wie die
Zusammenarbeit in Teams, das Einhalten von Abgabeterminen, eine Reflexionskultur und das „Sich organisieren können“ wurden genannt. Kommunikation und Kollaboration wurde sowohl bei den δehrenden ( σennungen) als auch bei den δernenden (zehn σennungen) gefördert.
Eine weitere Forderung des σBB
ist „eine Professionalisierung der
handelnden Akteurinnen und Akteure im Schulsystem“ (SCHREIσER/EDER
: ). Auf der Ebene der δehrpersonen werden hierzu im σBB
explizit „neue und verbesserte Qualifikationen und Kompetenzen […] vor allem auch im Hinblick auf eine σutzung der IKT“ (BRUσEFτRTH et al.
:
) genannt. Hier gibt es nach wie vor eine starke Diskrepanz zwischen
einer hohen Anzahl an δehrkräften, die IKT selbstverständlich für die
Unterrichtsvorbereitung nutzen, und einer äußerst niedrigen Anzahl, die IKT
dann auch im Unterricht selbst mit Aktivitäten der Schüler/innen einbinden.
So liegt 7sterreich hier im EU-Vergleich eher schlecht platziert: τbwohl
7sterreich im Vergleich der IKT-Ausstattung an Schulen eher vordere Plätze
belegt, werden beim unmittelbaren Einsatz im Unterricht in fast allen
Altersstufen und Schultypen (Ausnahme: Sekundarstufe II Berufsbildung)
nur hintere Plätze belegt (vgl. Europäische Kommission
:
ff.). Im
σBB
wird hierzu konstatiert:
„Während die Dimensionen εedien-σutzung unterstützt von εedien-Kunde
und εedien-Kommunikation bei den δehrenden angekommen sind, gibt es im
Bereich der εedien-Didaktik und εedien-Gestaltung große δücken. τder
schärfer formuliert: Die σutzungskompetenz ist hoch, die pädagogisch-didaktische hingegen niedrig.“ (BRUσEFτRTH et al.
: )
Genau hier setzt das Projekt KidZ an: δaut der Schaufensteranalyse förderte
das Projekt KidZ vor allem δetzteres, also den unmittelbaren Einsatz der
Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht, wobei die
digitalen εedien als effiziente Hilfsmittel zum Erreichen der δernziele ge-
�Schule neu denken und medial gestalten
sehen wurden, insbesondere dort, „wo dasselbe ohne IKT nicht erreicht
werden konnte“. Dabei betonten die δehrerinnen und δehrer den hohen Wert
der KidZ-Community, in der man sich über innovative Szenarien austauschen
und beispielsweise neue Strategien wie Bring Your Own Device (BYτD)
erproben und reflektieren konnte (acht σennungen). Phasen der Reflexion,
die im schulischen Alltag oft zu kurz kommen, waren ein wichtiger Aspekt
des Projekts KidZ. Ziel war es, eine Reflexionskultur aufzubauen, in der
δehrpersonen aus unterschiedlichen Schulen und Schultypen voneinander
und miteinander lernen und Erfahrungen austauschen können. So konnten
insbesondere auch in den Schulen von KidZ Wien verschiedene Instrumente
und εethoden reflexiver Praxis kennengelernt und eingesetzt werden (vgl.
SZUCSICH et al.
). Ein solches Instrument war beispielsweise das E-Portfolio zur Schaufenster-Erstellung. Durch das „ins Schaufenster stellen“ der
Inhalte, Fotos, usw. wurde die Reflexion über die Aktivitäten und Erfahrungen möglich und sichtbar gemacht. Gleichzeitig bieten die Mahara-Schaufenster die εöglichkeit, den Schulen die Idee des E-Portfolios als alternative
Form der δeistungsbeurteilung näherzubringen – ein Beispiel eines formativen Assessments, wie es im σBB
zur Individualisierung und lernendengerechten Begleitung gefordert wird (vgl. BRUσEFτRTH et al.
: ).
Für beide Ebenen – die Ebene des Kollegiums und die Ebene der Schulleitung – wird die wichtige Rolle des Aufbaus und der Teilhabe an professionellen σetzwerken genannt (vgl. ebd.:
). Das KidZ-σetzwerk wurde von
den δehrkräften als ein solches wahrgenommen, was die zahlreichen Aussagen in den Schaufenstern zur schulübergreifenden Zusammenarbeit belegen ( σennungen).
„Darüber hinaus möchte ich auch die Vernetzung mit anderen innovativen
Schulen und deren δehrerinnen und δehrern hervorheben, denn dadurch erlangte ich neues Wissen und Ideen, die ich in meinem Unterricht berücksichtige.“ (unter Lehrer/innenzitate)
Dabei ist auch das Einbinden der Schulleitungsebene gut gelungen (vier explizite σennungen), sodass nicht nur bottom-up Unterrichts- und Schulentwicklungsprozesse angestoßen, sondern auch top-down unterstützt wurden. Und wenngleich pädagogisch-didaktische Aspekte in den KidZ-Schulen
im Vordergrund standen, so wird doch die wichtige Bedeutung einer funktionierenden IKT-Infrastruktur hervorgehoben ( σennungen): gute Internetanbindung, flächendeckendes WδAσ, Beamer und interaktive Whiteboards in möglichst allen Klassenzimmern sowie Tablets oder Smartphones
gehören zu einer notwendigen Grundausstattung für eine Schule, die sich auf
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
den Weg gemacht hat, eine zeitgenössische Schule zu sein, und eine Antwort
auf die Herausforderungen der εedialisierung und Digitalisierung hervorgebracht hat.
Das Projekt KidZ fördert die τffenheit gegenüber neuen δehr- und δernformenν der Umgang mit neuen εedien wurde in vielen KidZ-Klassen zur
Selbstverständlichkeit. Werden beispielsweise die σennungen einzelner
Tools genauer untersucht, stechen einzelne „Favoriten“ heraus: Die höchsten
σennungen erhielt das Werkzeug zur Quiz-Erstellung Kahoot7, mit dem
leicht interaktive Tests zur δernzielkontrolle am Ende einer Unterrichtsstunde erstellt werden können. Hardwareseitig sind Tablets das zentrale
Thema, zu deren Einsatz im Projekt KidZ eine Fülle von εaterialien, Empfehlungen und δeitfäden entstanden sind (siehe Website des Projekts
KidZ)8. Bei den digitalen Artefakten ist der zunehmende Einsatz von Videos
auffällig.
Im Teilprojekt KidZ Wien konnten neben den Instrumenten reflexiver
Praxis auch neue Erfahrungen zum Thema Cluster-Zusammenarbeit gesammelt werden.9 Es wurden Professionelle δerngemeinschaften (PδGen) und
Professionelle Cluster-δerngemeinschaften (PCδGen) gebildet, bei denen
sich die systematische Einbindung der Direktionen im Begleitprozess durch
die PH Wien bewährt hat. Damit erhielt das Projekt insgesamt einen höheren
Stellenwert. Insbesondere auch die schulartenübergreifende Zusammenarbeit,
z. B. in Form von Schulbesuchen zwischen σeuen εittelschulen (σεS) und
Allgemein bildenden höheren Schulen (AHS), eröffnete neue Perspektiven,
wie sich besonders in den Schaufenstern von KidZ Wien (Bereich Schulbesuche) zeigt.10
σach der Inhaltsanalyse der Schaufenster des Projekts KidZ und aus der
Perspektive des σBB
folgt nun als dritte Perspektive die Frage, inwieweit das Projekt KidZ und die Schaufenster Rückschlüsse auf Schulentwicklungsprozesse zulassen.
7 https://kahoot.it/ (Abrufdatum:
. .
)
8 Projekt-Website KidZ: http://onlinecampus.virtuelle-ph.at/course/index.php?categoryidο
9 Schaufenster zur Begleitung von KidZ Wien: http://www.mahara.at/user/kidz-wien/
kidz-wien-begleitung (Abrufdatum: . .
)
10 8berblicksseite der ,KidZ for Kids‘-Schulbesuche von KidZ Wien: http://www.mahara.at/user/kidz-wien/kidz-for-kids-schulbesuch-ueberblick (Abrufdatum: . .
)
�Schule neu denken und medial gestalten
.
KidZ und Schulentwicklung: Von einer Experten- und
Expertinnenorganisation zu einer lernenden Organisation
In der τrganisationstheorie lassen sich Schulen als „Expertenorganisation“
(vgl. εIσTZBERG
) definieren, denn die δeistung, die durch die Arbeit
der δehrpersonen erbracht wird, ist die Weitergabe von Wissen (Experten-/
Expertinnentum). Dabei muss bei Expertenorganisationen definitorisch zwischen dem jeweiligen sozialen System dieser τrganisation und dem spezifischen Fachwissen der Profession – also dem Expert/inn/enentum – unterschieden werden (vgl. GRτSSεAσσ/PEδδERT/GτTWAδD
).
Der Fokus von Schule liegt naturgemäß in der Pädagogik und der
Didaktik – δernen passiert im Klassenzimmer und die δehrpersonen sind
darauf konzentriert, in diesem Bereich ihre Expertise anzuwenden und zu
entwickeln. Die sozialen Wesenselemente einer τrganisation wie beispielsweise εissionen und Visionen, Strategien, Strukturen, das Klima (oder in
Schulen auch die δernkultur), Funktionen, Prozesse, physische εittel (vgl.
GδASδ/KAδCHER/PIBER
) sind für diese Experten und Expertinnen
„Parallel-Agenden“, welche sie entweder als förderlich oder hinderlich in
ihrem Streben nach Verwirklichung von Experten-/Expertinnentum wahrnehmen. σach GRτSSεAσσ/PEδδERT/GτTWAδD (
) identifizieren sich
Experten und Expertinnen weniger mit der τrganisation, in der sie arbeiten,
als stärker mit der Profession, der sie angehören. Jede Intervention in einer
Experten-/Expertinnenorganisation wie Schule spielt sich vor diesem Hintergrund ab.
Ausgehend davon, dass die Anforderungen an Schulen steigen und zu den
pädagogischen Aufgaben insbesondere auch solche, die eher einem εanagement zugeordnet werden könnten (bspw. Budgetverwaltung, Qualitätssicherung, Personalführung und Kundenorientierung sowie Zusammenarbeit mit
unterschiedlichen Steakholdern) (vgl. ebd.), entsteht die σotwendigkeit, dass
die Expertenorganisation sich dem Konzept einer Lernenden Organisation
(vgl. SEσGE
) annähert. Diese beiden Theorien schließen einander nicht
aus, sondern bereichern einander und vergrößern die organisationale Kompetenz in der Bewältigung von Komplexität und in der Erfüllung steigender
gesellschaftlicher Anforderungen.
Das Projekt KidZ ist ein Beispiel für eine Initiative, die angetreten ist, die
teilnehmenden Schulen in ihrem Dasein als Experten-/Expertinnenorganisationen zu stärken (Fokus auf Unterrichtsentwicklung und Steigerung der
digitalen Kompetenzen im Unterrichtskontext), dabei aber Wesenselemente
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
einer δernenden τrganisation berührt und im Sinne von Schulentwicklung
Veränderungsprozesse angestoßen hat.
Aufgrund der Aussagen aus den Schaufenstern stellte die technische
Ausstattung zwar in vielen Fällen den Impuls bzw. die Voraussetzung für
Projekte und Aktivitäten mit digitalen εedien dar, es waren jedoch die persönlichen Begegnungen, die Zusammenarbeit und die Kooperation, die
Wendepunkte darstellten. Das Konzept Bring your own device (BYτD)
erfuhr durchwegs positive Rückmeldungen und hatte für das System weitreichende Konsequenzen. Es stellt sich die Frage, ob die Ressourcen, die das
System für den Ankauf von Hardware ausgeben müsste, stattdessen besser
für die Steigerung der digitalen Kompetenzen der δehrenden und δernenden
aufgewendet werden könnten.
Klammert man die technische Ausstattung aus, waren Vernetzung und
Kollaboration, „nachhaltige“ Unterrichtsentwicklung sowie Projektmanagement drei zentrale Drehpunkte in den Aktivitäten der Schulen. Als „δessons
δearned“ können daher Vernetzung, Know-how-Aufbau und Kollaboration
der δehrpersonen künftig den Schulen beispielsweise im Rahmen des
Clusters der Initiative eEducation Austria11 empfohlen werden. Auch die
Unterstützung durch die Schulleitung wurde immer wieder als Erfolgsfaktor
genannt. Dadurch bekommen diverse Aktivitäten mehr strategischen Rückhalt und mehr Steuerung in der Schule, sie werden außerdem als Qualitätsmerkmal besser sichtbar.
Die mehrfach genannte KidZ-Community als Ressource kann als weiterer
wichtiger Einflussfaktor erwähnt werden. In etlichen Zielformulierungen der
KidZ-Schaufenster wird das Wirken der KidZ-Community implizit sichtbar.
Es zeigt sich, dass die Schulen Community-Ziele auf Schulebene replizieren. An vielen Schulen wurde zum Zweck des Projektmanagements eine
Steuergruppe bzw. „Ebene des mittleren εanagements“ gegründet, die neben
der Schulleitung und Administration meist aus Verantwortlichen aus dem
IT-Bereich, aus AG-δeiterinnen und -δeitern sowie Schulentwicklerinnen
und Schulentwicklern bestand. In den regionalen Clusterstrukturen wurden
Ansätze einer Community of Practice (vgl. WEσGER
) sichtbar.
In einigen Aspekten bei den KidZ-Schaufenstern zeigten sich auch Elemente einer δernenden τrganisation, wie sie SEσGE (
) in seinem Buch
The Fifth Discipline beschrieben hat. Einer dieser Aspekte ist beispielsweise,
11 https://eeducation.at/ (Abrufdatum:
. .
)
�Schule neu denken und medial gestalten
dass es in der τrganisation eine „Shared Vision“, also eine gemeinsame
Vision, gibt. Im Teilprojekt KidZ Wien beispielsweise wurden die KidZ-δehrerinnen- und -δehrer-Teams zu Beginn des Projekts angehalten, ihre eigenen Vorstellungen von einer innovativen Schule in Form eines Textes mit
dem Titel „εeine Traumschule“ (in einem τnline-Forum) zu visionieren.
Die Texte wurden anschließend vom Begleitteam der PH Wien als Word
Clouds visualisiert. Diese Wortwolken wurden wieder im Forum geteilt und
galten als Reflexionsanregungen für die einzelnen Teams.12 Einige Begriffe,
die sich in den Visionen der δehrpersonen wiederholt wiederfanden, waren
„Platz“, „Veränderung“, „Freude“, „Respekt“, „Wertschätzung“ sowie „Freiraum“. „Team δearning“ (δernen im Team) ist ein zweiter solcher Aspekt,
der in den Schaufenstern deutlich hervortrat. Die involvierten δehrer/innen
fühlten sich „gegenseitig motiviert und wertgeschätzt“ und empfanden die
„Vernetzung mit den Kolleginnen und Kollegen sehr bereichernd“. Das
durch den „Austausch mit Kollegen und Kolleginnen viele Schätze zum
Vorschein kamen, die man nur ausheben musste“, trug zur positiven
Stimmung bei. Die εitarbeit am Projekt KidZ wurde „als Bereicherung
erlebt, da sie die Zusammenarbeit zwischen den δehrerinnen und δehrern der
einzelnen Teams deutlich forcierte und dadurch interessante und neue
Aspekte für das Unterrichten entstanden“.
Das E-Portfolio als Methode
in Schulentwicklungsprozessen
Zur εethode der E-Portfolio-Arbeit mit den Schulen lässt sich sagen, dass
sich in Bezug auf die Vollständigkeit bei der überwiegenden εehrheit der
Schaufenster ein engagierter Prozess im Vorfeld der Webseitenerstellung
erkennen lässt. Dieser wird dadurch sichtbar, dass die meisten Schulen gemeinsam mit dem PH-Projektteam alle Ansichten des Schulportfolios ausgefüllt haben und damit der Prozess im Rahmen der Wendepunkte und Stolpersteine für den δeser / die δeserin nachvollziehbar reflektiert wurde. Es war
den Schulen auch daran gelegen, möglichst viele Aktivitäten und Projekte
vorzustellen. Bei der Auswahl und Zusammenstellung der Artefakte fand
meist ein interessanter Reflexionsprozess über den εehrwert der einzelnen
12 alle KidZ Wien-Visionen auf Mahara unter http://www.mahara.at/user/kidz-wien/visionen (Abrufdatum: . .
)
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
Aktivitäten und des Projekts KidZ im Gesamten statt. „Jetzt wird mir erst
bewusst, was wir alles gemacht haben“, war eine oft gehörte Aussage während der Portfolio-Erstellung.
Weitere wichtige Aspekte der Portfolioarbeit waren Wertschätzung durch
persönliche Kontakte und Besuche, das Einleiten und Begleiten von Reflexionsprozessen durch die Arbeit am Portfolio über mehrere Wochen bzw.
εonate sowie das Setzen von Fristen. Dass die Hälfte aller Schaufenster
innerhalb der letzten Woche fertiggestellt und veröffentlicht wurde, zeigt,
dass festgelegte Abgabefristen einen essenziellen Punkt für das Gelingen des
Projekts darstellen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war die unmittelbare
Unterstützung des Projektteams der Pädagogischen Hochschule bei der
Portfolio-Erstellung. τbwohl im Vorfeld E-Portfolio-Schulungen angeboten
worden waren, wurden diese von den δehrerinnen und δehrern kaum angenommen. εitglieder des Projektteams besuchten daher mindestens einmal
die jeweilige Schule und trafen die KidZ-Projektverantwortlichen vor τrt,
um Daten und σamen, Berichte von Aktivitäten, Fotos, usw. gemeinsam zu
sammeln und für das Portfolio auszuwählen. Etliche Berichte, Zitate von
δehrerinnen und δehrern, Schülerinnen und Schülern, usw. wurden virtuell
nachgereicht, was dazu führte, dass die δehrpersonen der Schule mit dem
PH-Projektteam über mehrere εonate hinweg in Kontakt waren. Einige
wenige Schulen wickelten das Befüllen des Portfolios vollständig virtuell mit
dem Projektteam ab. Ein δehrer erstellte das KidZ-Portfolio völlig selbstständig, da er mit der E-Portfolio-Software bereits vertraut war. Abgesehen
von diesen Ausnahmen lässt sich als Fazit jedenfalls festhalten, dass für ein
solches Schaufensterprojekt ausreichend personelle Ressourcen für die
Begleitung bereitgestellt werden müssen.
Bei der Portfolioarbeit ist u. a. auch die Frage der Freiwilligkeit bzw. des
Zwanges an der Teilnahme ein wichtiger Punkt. τbwohl die E-Portfolios in
fast allen Fällen durch das PH-Projektteam erstellt wurden und als attraktives
Angebot für die Schulen gedacht war, ihre Projekte und Prozesse zu dokumentieren, gab es an einigen Schulen wenig Interesse bis hin zu Widerstand und es nahmen letztlich nicht alle geplanten Schulen an dem Projekt
teil. Das Fehlen zeitlicher Ressourcen für das Projekt KidZ oder die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Projektverlauf könnten mögliche Gründe
dafür sein. τffenbar wurde das E-Portfolio-Schaufenster als zusätzliche
Bürde empfunden, was auch damit zusammenhängen könnte, dass das
Portfolio als Dokumentationsmethode erst im zweiten Projektjahr eingeführt
wurde und zu wenig in die relevanten Prozesse an der Schule integriert war –
�Schule neu denken und medial gestalten
weder projektbezogen, noch in der Schule als Ganzes im Sinne einer
δernenden τrganisation. Die Schaufenstermethode ließe sich zweifellos
leichter als Werkzeug professioneller Clustergemeinschaften etablieren,
wenn das E-Portfolio als Unterrichtsmethode bereits verankert wäre, was
bisher nur an verhältnismäßig wenigen Schulen in 7sterreich der Fall ist.13
Dort, wo Anknüpfungspunkte vorhanden sind, würde sich ein Vorgehen nach
der εaturity-εatrix aus dem Europortfolio-Projekt empfehlen (vgl. Europortfolio
). Auch wenn es im Kern um die Einführung von E-Portfolios
und τpen Badges geht, so ist das breite Raster der εaturity-εatrix vor allem
ein professionelles Instrument der τrganisationsentwicklung rund um den
Einsatz von E-δearning, um die pädagogische Praxis an der eigenen τrganisation zu reflektieren und zu verändern.
Trotz der oben genannten Stolpersteine zeigte sich das E-Portfolio als gut
geeignete εethode zur Reflexion und Rückschau von Prozessen, die im Rahmen von Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen ablaufen.
Fazit
εit den Schaufenstern gewährten österreichweit
von
KidZ-Schulen
einen Einblick in Ziele, Aktivitäten und Erfahrungen im Projekt KidZ. Die
Schaufenster dienten der Dokumentation der Aktivitäten, leisteten im
gemeinsamen Erstellungsprozess zwischen Schulteam und Begleitteam der
PH Wien wichtige Beiträge zur professionellen Reflexion der Erfahrungen
und stellten eine wichtige Grundlage für Evaluationsmaßnahmen im Projekt
KidZ dar. Die Inhaltsanalyse der Schaufenster-Portfolios gab durch die am
häufigsten auftretenden Kategorien einen guten 8berblick auf das Projekt. Es
zeigte sich v. a. auch im Hinblick auf den σationalen Bildungsbericht
,
dass das Projekt KidZ zu einigen zentralen Forderungen dieses Berichts
wertvolle Beiträge lieferte, beispielsweise hinsichtlich der individuellen
Förderung von Schülerinnen und Schülern durch didaktisch vielfältige Angebote.
Die angewandte εethode der E-Portfolio-Schaufenster ließe sich in der
Hinsicht weiterentwickeln, dass statt abgeschlossener Projekte (Vergangenheit) dynamische Schulentwicklungsprozesse (Gegenwart und zukünftige
Entwicklungsvorhaben) veröffentlicht werden könnten. Der σutzen für teil-
13 Vgl. den Beitrag von SZUCSICH/HIεPSδ-GUTERεAσσ in diesem Band, S.
ff.
�E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten
nehmende Schulen liegt auf der Hand: Sie könnten sich am Weg treffen, um
ihre Anliegen, Fragen und Vorhaben zu vergleichen und sich Feedback und
Unterstützung von gleichgesinnten Kolleginnen und Kollegen zu holen.
Digitale εedien erleichtern dieses Vorhaben, da sie die ortsungebundene
Kommunikation vereinfachen und den (internen und externen) Kreis der
Akteurinnen und Akteure öffnen. Damit könnte einem Wesensmerkmal von
Schule – nämlich der Tendenz zum Einzelkämpfer- bzw. Einzelkämpferinnentum – positiv entgegengewirkt werden. Die Qualität der Entwicklungsvorhaben würde steigen, wenn alle Akteurinnen und Akteure gemeinschaftlich und vernetzt anstatt nur standortbezogen an der Schule der Zukunft mitwirken würden.
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Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
doc: 09
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Szucsich, Petra
Himpsl-Gutermann, Klaus
Moore, Christine
Title
A name given to the resource
E-Portfolio-Schaufenster von Clusterprojekten — Unterrichts- und Schulentwicklungsprozesse dokumentieren, begleiten und sichtbar machen
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
144-160
Type
The nature or genre of the resource
Full Paper
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2017
Is Part Of
A related resource in which the described resource is physically or logically included.
doc: 00
Abstract
A summary of the resource.
Im Rahmen des Projekts <em>KidZ (Klassenzimmer der Zukunft)</em> wurden im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Bildung (BMB) im Schuljahr 2015/16 38 von 80 <em>KidZ</em>-Schulen Österreichs durch ein virtuelles Schaufenster abgebildet. Die <em>KidZ</em>-Schaufenster bestehen aus einer Sammlung von E-Portfolio-Ansichten der einzelnen Schulen, die mittels der Software <em>Mahara</em> miteinander verknüpft sind. Auf diesem Wege konnten die teilnehmenden Schulen ihre Erfahrungen und Projekte für sich selbst und für andere zugänglich machen. Dieser Beitrag fasst einerseits Ergebnisse zusammen, die aus einer Inhaltsanalyse der Hälfte der Schaufenster gewonnen wurden, und beleuchtet diese vor allem vor dem Hintergrund des <em>Nationalen Bildungsberichts (NBB)</em> 2015. Andererseits wird der Frage nachgegangen, inwiefern Schulen sich durch das Projekt <em>KidZ</em> auf den Weg zu einer lernenden Organisation gemacht haben und welchen Beitrag das Projekt zur Schulentwicklung leisten konnte. Abschließend wird dargestellt, wie die Methodik der E-Portfolio-Schaufenster im Hinblick auf Schulentwicklung weiterentwickelt werden könnte, um derartige Prozesse anhand der Schaufenster zu dokumentieren und zu reflektieren. Darüber hinaus könnten die Schaufenster als Instrument der Vernetzung und Steuerung in netzwerkbasierten Schulentwicklungsprojekten eingesetzt werden.
References
A related resource that is referenced, cited, or otherwise pointed to by the described resource.
<ul><li>Link zu den <strong>KidZ-Schaufenstern</strong>: <a href="http://kidzschaufenster.phwien.ac.at/%20" title="Link zu den KidZ-Schaufenstern" target="_blank" rel="noreferrer">http://kidzschaufenster.phwien.ac.at/</a></li>
<li>Link zur <strong>KidZ-Bookmarking-Sammlung</strong>: <a href="https://www.diigo.com/profile/kidz-austria" title="Link zur KidZ-Bookmarking-Sammlung" target="_blank" rel="noreferrer">https://www.diigo.com/profile/kidz-austria</a></li>
<li>Link zur <strong>KidZ-Video-Sammlung</strong>: <a href="https://vimeo.com/channels/1002705" title="Link zur KidZ-Video-Sammlung" target="_blank" rel="noreferrer">https://vimeo.com/channels/1002705</a></li>
</ul>
E-Portfolio
eeducation Austria
KidZ
Reflexion
Schulentwicklung
Sekundarstufe
Unterricht