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e12a12eede6070ea4d2df0bc34b5638d
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Artikel ist zu zitieren als:
Stabrey, Undine (2017):
Schulbedingungen? Sitzen und Sein.
Paideias Box in der Infosphäre.
In: Grünberger, N.; HimpslGutermann, K.; Szucsich, P.;
Brandhofer, G.; Huditz, E.; Steiner, M.
(Hrsg.): Schule neu denken und medial
gestalten. Glückstadt: Verlag Werner
Hülsbusch, S. 63-84.
Online unter:
www.gestalte.schule/doc/04
Dieser Artikel ist CC-BY-SA lizensiert. Es ist gestattet ihn zu vervielfältigen, zu
verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie Abwandlungen und
Bearbeitungen des Werkes anzufertigen, sofern folgende Bedingungen eingehalten
werden: Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen und
Lizenzangabe.
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
Schulbedingung? Sitzen und Sein
Paideias Box in der Infosphäre
Undine Stabrey
Keywords: Bewegung, Einflussfaktoren, Rechteckigkeit, Digitalisierung
Online unter: www.gestalte.schule/doc/
Abstract
Und was, wenn anders? σicht durch den Einsatz digitaler εedien ändern Schule
und Unterricht die eigene Zukunft und auch nicht dadurch, dass digitale Dinge
eingefügt werden in das System, also in Bestehendes integriert werden. Sondern
„Digidinge“ formen Schule, Universität und gesamthaft die Bildung des Bald –
aus dem εodus ihrer Bewegungsmöglichkeiten und unserer Bewegungen mit
ihnen. Diese Thesen und Gegenwartsbeobachtungen verorte ich im Horizont
einiger Jahrtausende εenschheitsgeschichte, um digitale σeubewegungen im
aktuellen Wandel in Raumdenken und -gestaltung aus einem Abstand heran zu
zoomen. Dabei folgt der vorliegende Essay dem Anspruch, Visionen aufzuwerfen, und tut dies mit einem archäologisch-philosophischen Blick auf Paideias
Box. Damit mag Schule als Gesamtkonstituierung im digitalen Jetzt neu denkbar
werden. Dinge antizipieren als σeubewegung unserer Zeit Herausbildungsmöglichkeiten schulischer Strukturen von εorgen. Und, σeues ist nicht vorwegnehmbarν deshalb ist es neu, sonst wäre es das nicht. So gesehen ist neu denken
immer auch visionär. Dafür müssen entsprechende Begriffe her. εanch δeserin
und δeser mag sich wundern, warum Begriffe (bspw. be-greif-en) so wichtig
sind. Das verdeutlicht der Text latenterweise.
Start: Schule neu denken? Nur, was bedingt Veränderung?
„Bei Anbruch des dritten Jahrtausends erwacht die εenschheit, streckt ihre
Glieder und reibt sich die Augen“ – so beginnt eine Geschichte von εorgen
mit dem τriginaltitel A Brief History of Tomorrow (HARIRI
: )ν das
Kapitel heißt „Die neue menschliche Agenda“. Diese Perspektive für das
�Schule neu denken und medial gestalten
εorgen entsteht in YUVAδ HARIRIS Blick über Jahrtausende und kann somit
aus der Gegenwart treten und sie auf ein εorgen hin mit Abstand analysieren. Auch die Schule reibt sich die Augen angesichts der Strukturen umwälzenden Zeit und auch hier ist der Ansatz ein generalistischer, mit dem den
δeserinnen und δesern ein philosophisch-archäologischer Außenblick begegnet. In diesem Rahmen versteht sich auch Schule neu denken: Vor allem
springen auf diesen Seiten Bildungsbedingungen gesamthaft ins Auge, die in
vier kleinen Kapiteln eine Annäherung an folgende Kernfrage entfalten: Was
be-ding-t Bildung und Erziehung im digitalen Jetzt und im kommenden
Bald?
Fassen wir für die Dauer dieses Textes die Frage wörtlich, so ist sie ein
guter Ausgangspunkt, den Wandel von Paideias Box in der „Infosphäre“
(FδτRIDI
) genauer anzuschauen. Dinge und insgesamt das Dinghafte
sind hierfür bestimmend und Bedingung ist wirklich buchstäblich gemeint –
darum Digi-Dinge, digitale Dinge oder auch Smartheiten, die begrifflich
Ding-Eigenschaften hervorheben (was bei „εedium“ zum Beispiel nicht der
Fall ist). Paideias Box wiederum bezeichnet Bildungsräume wie Schulen
und Universitäten und mit „Infosphäre“ begreift der italienische Philosoph
δUCIAστ FδτRIDI (
) das Onlife, in dem die Weltbevölkerung zunehmend lebt. Paideias Box wird hier als Begriff eingeführt, um wesentliche
Raumstrukturen und -formate zu fassen. Und zu den verwendeten Zeitbegriffen: Das kommende Bald etwa, oder das Jetzt – sie mögen digitale Zeitformate nicht zu sehr mit linearen Formaten belasten. Denn sprechen wir immerzu von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, stecken wir automatisch
in der Zeitstruktur, deren Auflösung ja ein Hauptcharakteristikum der σetzzeit ist (vgl. FδUSSER
,
,
ν SERRES
,
ν STABREY
,
b).
Der Start ins σeue sind Eigenschaften der Bildungsdinge, die auf den ersten Blick banal wie verblüffend wirken: τb groß oder klein, Schule oder
Tafel, Pausenhof oder Heft, Tisch oder Tischreihe, δaptop oder Buch, Seminarraum oder Bildprojektion … Unzähliges steht für Paideias Box und zwei
ihrer Hauptkennzeichen: zum einen die rechteckige Form von Bildungsbedingungen. Sie ist allzu selbstverständlich und hier zentral (auch daher Box).
Und zweitens, dass Bildung weltweit hauptsächlich drinnen stattfindet, in
Paideias Box. Während erstem vielleicht ein „Stimmt! Hm, alles rechteckig“
folgt, lässt das Drinnen-sein geistiger Aktivität – jegliche Bildung dieser Art
ist gemeint – wohl schmunzeln. Denn klar: εensch, groß oder klein, geht in
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
die Schule, in die Universität, in die δehrstätte, in das Büro etc., zudem der
größer werdende Teil der städtischen Arbeitswelt – wie also sonst? Auch in
heißen δändern findet Unterricht grosso modo drinnen statt, ebenso sieht
Schule weltweit ähnlich aus, ob im Regenwald Papua-σeuguineas, der
äthiopischen Savanne usw. Ausnahmen bestätigen die Regel.1 Paideias Box
bedingt Bildung als oft rechteckige Struktur – und als eine Struktur, in der
Bildung als geistige Aktivität „stattfindet“.
Als Architektur für mentales Tun sind die Gebäude (Immobilien – immobil – unbeweglich) und die εöbel (mobil – beweglich) der Bildung oftmals
so rechteckig, wie ihr Sinn angelegt ist. Das meint: Bildungsräume sind
überwiegend „Sitzbildungsräume“. Kaum eine Körpertechnik repräsentiert
die Form von Bildung und deren Bedingungen mehr. σur stellt sich digitalbedingterweise die Frage: Wie lange bedingt das Sitzen als Haltung und
Handlung denn die Rechteckigkeit als Form der Bildung noch? Und wie
lange bedingt Sitzen noch das Drinnensein als räumlichen Rahmen für Bildung? Wir leben in hypermobilen Zeitgefügenν weltweite εigration, εobilität via Fliegen etc. – das ist offensichtlich. Weniger offensichtlich sind
Strukturveränderungen, die von diesen εobilitäten geformt werden. Zum
Beispiel Skype2… hier steht εobilität für Gleichzeitigkeitstechnologie als
globale Sichtbarkeit in „Echtzeit“ν auch Moodle-Klassenräume oder Sharing7konomien sind Ausprägungen dieser Struktutveränderungen. Sie alle kristallisieren in neuen Gruppenbildungen, neuen Zeitregimes. Schule neu denken heißt auch, dem im σetzzeitalter in übergreifenden Zusammenhängen zu
begegnen. Genau dafür verorte ich Sitzen und Rechteckigkeit in einem weiten
Horizont.3 Denn ist die σetzlichkeit der aktuellen Welt ein fundamentaler
Wandel, kann ihr Davor den Unterschied zum Jetzt und Bald zeigen. So
betrachtet, zoomt der archäologische Blick Digitalitätsbedingungen aus der
Perspektive der εenschheitsgeschichte heran, mit der Hauptbeobachtung
1 Bei aller Differenz zwischen Wüstenschulen und arktischen beispielsweise, die 2hnlichkeiten sind im Gegensatz zu Schulwegen enorm groß: Schule ist von Anfang an
globalisiert. Eindrücklich die Arte-Serie: Die gefährlichsten Schulwege der Welt.
εAXIεUS Film GmbH (
),
εin., und generell zur weltweiten Schulähnlichkeit
GARY THτεAS in der knapp-wunderbaren Einführung: THτεAS, GARY (
): Education. A Very Short Introduction. τxford University Press.
2 https://www.skype.com/de/ (Abrufdatum:
. .
)
3 Wesentliche Vorarbeiten dieser 8berlegungen sind im Rahmen meines Projekts zu pädagogischer Temporalität entstanden (vgl. zum historisch-epistemologischen Horizont:
STABREY
ν zur Rechteckigkeit als Bedingung: STABREY
a/b).
�Schule neu denken und medial gestalten
und -these, dass Digitalität grundlegend das Sitzen sowie das Drinnen und
die Rechteckigkeit der Bildung in das wörtlich gemeinte Anliegen dieses
Beitrags stellt: nämlich, was Bildung im Jetzt und kommenden Bald bedingt.
Die Entstehungsgeschichte und die Formen der Bedingungen demonstrieren
die Etablierung der Bildungs-Rechteckigkeit zu denjenigen fester Strukturen,
die wir seit je kennen. Aber ob dieses selbstverständliche Format mit dem
Sitzen als Körperform geistiger Aktivität weiter wie bisher zusammengehen
wird, ist die Frage. Denn wir praktizieren es alle mehr oder weniger und
bewegen uns in allen möglichen Haltungenν mit der smarten Rechteckigkeit
laufen wir herum, wissend, dass sie Arbeit, Bildung, Gesundheit, Politik …,
Gesellschaft und Kultur gesamthaft mitgestaltet und in zunehmendem εaße
hervorbringt. Kurz, mit den Beobachtungen des Jetzt ist Sitzen als Körperlichkeit von Bildung und Rechteckigkeit als ihre Bedingung für das Bald zu
visionieren.
Die Vision mag dann verdeutlichen, warum Bewegungen mit Digidingen
tatsächlich das Konzept des metrischen Raumes als Relationen zwischen τrt
und geistiger Aktivität wandeln bzw. warum Paideias Box in der Infosphäre
sich die Augen reibt und aufwacht aus der Eckigkeit. Damit können wir uns
(und am Ende des Textes in der Schwebe) bewusst sein, dass Zeiträume, für
die wir konzipieren, größer werden sollten – weil vieles immer schneller
wandelt und die lang bewohnte Benutzeroberfläche der Bildung in ihrer
Grundstruktur infrage steht. Tatsächlich ist es eine Jahrtausendveränderung
in der Sesshaftigkeit, worauf die folgenden Zeilen hinweisen mögen.
Stein: Sitzen und Sein, Bildung und Schreiben –
Eine kurze Geschichte der Rechteckigkeit
Klar, Schule geht mit Rechteckigkeit einher … Supermärkte auch, Wohnungen, Arbeitsstätten aller Art, εuseen, das Tetrapak, die τrdnung der Faltung
unserer Kleidung (für den meist eckigen Schrank) usw. Von Servietten über
Screens bis Stadtanlagen ist Rechteckigkeit vermutlich die Form, die
menschliche Aktivität auszeichnet. Doch ihr Zusammenhang mit Bildung hat
„nicht nur“ all das geformt, wie wir gleich sehen, sondern bestimmt unsere
Bildungsbewegungen über zwei ihrer primären Anthropotechniken: Sitzen
und Schreiben. Diese Konstellation kann ein Schlüssel zur Struktur künftiger
Schulen sein. Zunächst ihre Geschichte – als Zeitmaschine kann sie vor
unserem geistigen Auge zum Beispiel so ablaufen:
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
εit dem Gehen (aufrechter Gang) kam das Sitzen in den Horizont
menschlichen Seins (als Sesshaftigkeit) und damit das Speichern. In anderen
Worten: das „Statisch-machen“, im Gegensatz zu nomadischen δebensweisen. εit ortsfesten εenschen geht das Speichern von σahrung und Dingen
einher (dazu fast jedes Handbuch der Archäologie)4. Statik produziert über
kurzfristigen Bedarf hinaus nebst σahrung auch Dingmassen (Behältnisse als
Speicherν Funktionalität und Größe variieren: Ein Blick in unsere Küchen für
das Wort Dingmasse reicht) und für „ortsgespeicherte“ εenschen Häuser.
Auch entstehen Einrichtungen aller Art für Vorratsspeicherung. Und damit
entwickelt sich Verwaltung: Die τrdnung der Dinge erfindet ihre schriftliche
Fixierung5, eine Anthropotechnik mit bestimmten Körperhaltungen, und aufs
Kürzeste ist diese Geschichte etwa so:
Abb. Catal Hüyük, Türkei, . bis . Jahrtausend v. u. Z., Rekonstruktionszeichnung.
Die Etablierung von Sitzen und Rechteckigkeit nimmt ihren δauf (eigentlich ja
gerade nicht „δauf“).6
4 Etwa: The Oxford Companion to Archaeology (
): u. a. Stichwort „Agricultural
Intensification“, S.
f. oder „Asia: Prehistory and Early History of East Asia“, S.
ff. oder „Europe: The European σeolithic Period“, S.
ff. – mit anknüpfenden
Stichworten und δiteratur ebenfalls aus weltweiter Perspektive.
5 Zur Bedeutung früher Schrift sehr schön: ASSεAσσ (
).
6 Bildquelle: http://www.fotolibra.com/gallery/
tum . .
)
) und FδUSSER (
,
/catal-huyuk-illustration/ (Abrufda-
�Schule neu denken und medial gestalten
Vom Anbeginn bedeutet sesshaft sein, das Sitzen zu etablieren und das
δeben rechteckig zu formen, wie in Abbildung Catal Hüyük als eine der
frühesten Siedlungen zeigt. Der Beginn des Verhältnisses von Rechteckigkeit
und Sitzen entsteht. Das Draußen – die Form der Häuser – wird rechteckig.
Wenige Jahrtausende später entschied der εensch, das Sitzen (vgl. bspw.
RUDτFSKY
) in diversen Bereichen zu etablieren: Um „statischer [zu]
leben“, wird die Erfindung von τrtsbindung und σahrung und deren Speicher verfestigt, indem Strukturen dafür gebildet werden. Denn die τrtsverbundenheit von εensch und σahrung und deren Speicher, gilt es nun ebenfalls zu fixieren. Altägyptische Schreiber bei der Getreideernte in Abbildung
verdeutlichen das.
Abb. 2gyptischer Schreiber und Schriftbildung –
Weizen und Wissen oder die 7konomie des Speicherns 7
Handschrift (vgl. ASSεAσσ
) geht mit Sitzen (vgl. RUDτFSKY
)
einherν fixierte Haltungen, die diese Schriftlichkeit körperlich reproduzieren,
entstehen. Und, das ist entscheidend für eine Schule von εorgen, es entstehen nebst fixierten Körperhaltungen auch feste Räume und Formen für
Schriftspeicher und später auch für Schreibende. σicht zu vergessen: Beschriebener Papyrus, ausgerollt ist er eckig. Im 8bertragenen heißt das: Auch
das Drinnen – die „Formatierung“ der Hirne – wird mit der Etablierung von
Schreiben nun ebenfalls verrechteckigt wie wenige Jahrtausende zuvor das
7 Grab des εenna, . Dynastie (etwa
–
v. u. Z.): Theben West. Bildquelle: http://
www.selket.de/hochkultur-aegypten/schreiber-und-beamte/ (Abrufdatum: . .
).
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
Draußen – die Häuser. Die δebensform statischen Seins spiegelt sich mehr
und mehr im fixierten Wissen. Haus und Hirn sind zu diesem Zeitpunkt
schon eine Weile rechteckig in Form gebracht, oder wie VIδ5ε FδUSSER
(
) dies liest, sie sind informiert – und erneut: Das ist vielerorts so, nicht
überall, im westlichen Wissen … Das verdeutlicht in unserem Kontext vor
allem: Die Form der Bildung ist von Anfang an rechteckig informiert.
σochmals wenige Jahrtausende später, näher an der Geschichte, die das
jetzige Uns rückbindet, historisch und vor allem in Europa, etabliert sich eine
andere Form geistiger Aktivität: Philosophie und Wissenschaft. Auch diese
Wege des Denkens etablieren sich rechteckig bedingt. Philosophen antiker
Arbeitsmanier, draußen mit Sitzmöglichkeit und rechteckigem gerolltem
Wissen, mögen es in Abbildung veranschaulichen.
Abb. Pompejianisches εosaik „Die Akademie des Platon“ ( . Jhdt. u. Z.ν σeapel)
– Philosophie kommt auf, als Schrift etabliert sich auch hier „die Rechteckigkeit des
Denkens“.8
8 „Philosophenmosaik“ im σationalmuseum σeapel, Bildquelle: http://amphipolis.gr/de/
αmphipolis-gr- -φ ό φ - η -α α ρ ή- α / (Abrufdatum . .
)ν Bildnachweis und Forschungen, siehe auch GAISER (
).
�Schule neu denken und medial gestalten
Ein letztes εal in der Zeitmaschine und weniger als zwei Jahrtausende
später hat die τrdnung geistigen Tuns schon eine lange Geschichte – wie die
beliebig gewählte (die Zeit dieses Schreibens) Universität σewcastle in
Abbildung zeigt. Das δehrgebäude steht indes quasi resultathaft für die
Petrifikation der geschilderten Weisen von Denken und der verbreiteten
Anthropotechnik δernen und δehren in ihrer dauerhaften äußeren Form – das
Statischmachen von Sitzen und Schreiben in seinem steinernen Wert (Stein,
δatein ο petrusν daher Petrifizierung). Zu dieser Zeit ist geistige Bewegung
längst in das ortsgebundene Drinnen gezogen und mit mehr oder weniger
statischen Haltungen gefalteter und gehockter Körper verbunden.9
Abb. σewcastle upon Tyne, England, Universität als eckige Gehäuse (Draußen)
fürs eckige Bildungssein (nun Drinnen) mit Papier, nun ungerollt rechteckig (eigene
Fotografie)
In ihrer Form des Denkens und Sitzens ist Sesshaftigkeit in Verbindung
mit Schreiben nun lange im kulturellen Körpergedächtnis und unseren aktuellen Körpern gespeichert. Dabei sind eher gehockt und gefaltete Körper fest
verankerte Formen des δernens, sei es am Tisch, das Knie und die Arme
rechtgewinkelt, eine sitzende Schülerin oder Gruppe, das klassische Bild vor
Augen, oder, eher weniger verwinkelt, beim Fläzen auf dem Schulsofa wie in
Abbildung . Diese und andere Körperhaltungen wiederholen die Erfindung
9 Geistige Bewegung, drinnen wie draußen, östlich wie westlich, verbunden mit Sitzen,
sowie auch zum Sitzen insgesamt, zeigt schön der zitierte RUDτFSKY (
).
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
statischen Seins: Als Körperform bilden sie (auch die lange Geschichte von)
Sitzen und Schreiben als wesentliche Bildungsform ab.
Abb. Eher wilde Winkel im Körper des Sitzens als Bildungssein
(BERDEδεAσσ/ RIEGER-δADICH
:
)
Der rechte Winkel ist derweil also fest installiert als diese bestimmte Körperform, ob am Schultisch oder Schreibtisch – Sitzen … auch das ist ein
Sinnbild für Bildungswelten. Wissenschaffende, die diese Welt erforschen,
visualisieren den Raum der Erziehung beispielsweise mit Symbolen wie
denen in Abbildung .
Abb. Symbolisch, die Form
der Erziehung
:
Cover Raum für Bildung
(SCHR7TEδER-Vτσ BRAσDT et al.
Buchcover)
:
�Schule neu denken und medial gestalten
Die Geschichte der Bildungs-Rechteckigkeit noch weiter verdichteter
könnte so gehen: Rechteckigkeit in Form von Gebäuden und Körperfaltung
ist für das Sitzen und für Schriftbedingtes gemacht. Die alte Welt zeigt den
Weg dahin in menschheitsgeschichtlicher Dimension. Sitzen sedimentierte
im δaufe dieser ganz schön langen Geschichte geistiger Aktivität zu einer
Hauptbedingung und -haltung von Bildung und Sitzen gehört mit dieser
enormen Dauer zum Selbstverständlichsten geistigen Tuns überhaupt. Das ist
der Punkt, aktuell bedenkenswert und Thema im nächsten Kapitel, da gerade
im Jetzt sich diese Strukturen verflüssigen, die in Jahrtausenden etabliert
wurden und daher selbstverständlich sind.
Die allseits gegenwärtige Rechteckigkeit formt also quasi unsichtbar
Wahrnehmung und Denkweisen. Verständlicherweise ist Rechteckigkeit
somit selten10 Thema. Halten wir also fest: Rechteckigkeit ist tief in εensch
und Ding eingeschrieben, gerade im Zusammenspiel mit Schrift als maßgeblichem Bildungsvehikel – ein Gefüge dauerhafter Strukturen, das mit der
Etablierung von Rechteckigkeit ohne Echtzeit Bildung in ihren Bedingungen
verzeitlichte.
Das vielfache und quasi in Versteinerung tradierte Verhältnis, in welchem
Sitzen, Drinnen, Schreiben und Rechteckigkeit einander wechselwirkend
beding(t)en, ist für die σetzzeit samt Bedingungen und Bewegungen von
Bildung wesentlich … wesentlich, um die Entkoppelung von geistiger Aktivität mit in situ-Verankerung zu verstehen. “σo wonderν the world of ‘solid
modernity’ was sedentary – a … territorial world”, so ZYGεUσT BAUεAσσ (
: ) in seiner soziologischen Gegenwartsanalyse. τder, so
FδUSSER in seiner Kommunikologie:
10 So widmet RτδAσD BARTHES der Rechteckigkeit des Seins einen kurzen Abschnitt
„Rechter Winkel“. Er schreibt unter der 8berschrift „Zivilisation des Rechtwinkligen“
(BARTHES
:
f.): „Aussehen von Wohnsiedlungen: überwiegend Winkel von
° und
° ο Häuser, Gebäude, Türen, Fenster, Dächer, Aufzüge. Alles ist rechtwinklig ≠ ‚σatur‘: kennt keine rechten Winkel (außer bei einigen Felswänden). →
Und da man heute Stadt, Siedlung, εenschheit mit Umweltverschmutzung assoziiert,
wird der rechte Winkel zur Umweltseuche. Schuld daran: die Architekten. Bedeutung
(Tyrannei) der ‚geraden δinien‘: ‚Jeder Architekt muss sich ihrer bedienen (δe Corbusier). Entspricht offenkundig der Vernunft (‚geometrische‘, ‚griechische‘ Ideologie):
Hütten im Gegensatz zum kreisförmigen, radialen Zelt ... + vielleicht – wer weiß? –
ferne Erinnerung an die königliche und religiöse Funktion: Rex ο derjenige, der gerade δinien zieht (regula, orego, siehe unten). → Rechter Winkel: gleichsam die Grundform der εacht.“
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
„The industrial school demands that the message receiver moves toward the
message emitter. This is in direct contradiction to the current communicological
structure. Today messages are aimed toward the receiver and they invade his
private space. Schools are theatresν current media are amphitheatres that irradiate their messages. The industrial school is an archaic island in the ocean of
mass communication. It has become antifunctional because it functions in the
opposite direction to the flux of messages.” (FδUSSER
:
)
Die Gestalt des Soliden zeigt die historisch begründete Vision: Schon das
Alte 2gypten formt sinnbildlich gesprochen mit der Verbindung von Sitzen
und Schreiben die Hirne rechteckig. Papyri als Vorform der Papierseite
etablierten Schreiben mitsamt „Vereckigung“. Es sind Dinge (für) geistige(r)
Aktivität, die den gewandeten Räumen kulturgeschichtlich schnell in ihrer
Form folgten. Zugleich zeigt die Geschichte die kaum überschaubaren Zeiträume solcher Prozesse. Das ist wichtig, denn wir können leicht Weiterentwicklung („Fortschritt“) betreiben. Wir vollziehen gern Veränderungen eins
aus dem anderen folge(r)nd, Stichwort Tablet-Klassen: Ein neues εedium
ersetzt ein altes bzw. kommt häufiger zu alten hinzu. Das gilt auch für Wissenschaft. Weniger leicht sind langfristige Wandel zu antizipieren bzw.
überhaupt nachzuvollziehen. Rückblickend, oft Jahrzehnte von Erforschung
menschgemachter Veränderungen (z. B. des Planeten) später, ist manches
fassbar und (z. B. als Anthropozän) begreifbar. Vision und Prognostik (vgl.
STABREY
) erlauben gerade in diesem Horizont Versuche.
Sprung: Unbedingtere Benutzeroberfläche des Seins
Gerade Gehäuse und Haltung in der Verbindung von Schreiben und Sitzen
befinden sich mit den smarten Rechteckigkeiten im fundamentalen Wandel:
Sitzen und geistige Aktivität werden entkoppelt. Die Bewegungen im digitalen Jetzt sind in ihren typischen Strukturen weich. Geformt von Software,
verändern diese Bewegungen im δaufe der Zeit die Struktur des Harten (wie
wir noch sehen) und veranlassen, dass wir weniger Dinge brauchen und mit
den Smartheiten unbedingter werden. Sie sind längst die δeitgegenstände des
Jetzt. Wenn der digitalbedingte Wandel alle Bereiche umstrukturiert, perspektiviert die allgegenwärtige Rechteckigkeit im Hinblick auf ihre smarte
Bedingung auch, inwieweit sich eigentlich etwas grundsätzlich in Erziehung
und Bildung ändere.
Auch hier sind die Zeiträume lang. Für das σeudenken von Schule über
ihre Bedingungen bedeutet das vor allem zweierlei. Die Prognosen für ein
�Schule neu denken und medial gestalten
Bald meinen nicht Seinszustände in zwanzig bis dreißig Jahrenν Schulen
bestehen, Altbauten halten Jahrhunderte. Die Steinzeit der Bildung, siehe
Abbildung , passt neue Bewegungen ein. Ein Schulhaus aus dem . Jhdt.,
davon gibt es bekanntlich eine εenge, lässt sich heute prima nutzen. Bis die
Form der Zeit ihre Grundstruktur sichtlich und dauerhaft verzeitlicht, vergeht
Zeit. Erst ein neuer Sinn schafft eine Zeit in ihren eigenen, eben neuen Formen (vgl. KUBδER
). Damit ist der zweite Umstand für das Bedingte des
σeudenkens von Schule gestreift: Neu heißt unvorwegnehmbar, sonst ist es
nicht neu (vgl. RHEIσBERGER
). Fraglos sprengt auch das alltagsweltliche Erfahrungen und Zeithorizonte: Im σormalfall denken wir nicht in
archäologischen Zeitdimensionen. Doch einschneidende Wandel, in denen
wir selbst leben, sind auf diese Weise gut sichtbar und Tendenzen besser
verortbar. Die Zeitreise durch Sesshaftigkeit, Schrift und ihre eckigen Bedingungen und unsere aktuellen Seinsweisen weist auf die Entkoppelung von
Sitzen und Bildung als etwas diverse Bereiche umfassendes hin. Für Techniken bildenden Seins werden diese 2nderungen gesamthaft Bildungsstrukturen betreffen. Werden meint die dann folgende „σeuverräumlichung“ angesichts der aktuellen εobilität, angesichts der σeubewegung der Zeit (vgl.
bspw. SERRES
ν STABREY
a/bν AVAσESSIAσ/εAδIK
). Bildung
beispielsweise als eine Erziehung hin zum δernen von Inhalten generierte
bzw. stabilisierte lange Sachverhalte, die als fachlich oder aktuell, in der
Schweiz als fachbereichlich, aufgefasst werden. Sachverhalte sind eng mit
Wissen(schaft) und ihrer sesshaften Erkenntnisgenese verbunden, mit kanonischem Wissen, klassischer Bildung, Anwendungswissen und „Stoff“. Die
Entkoppelung von Sitzen und geistiger Aktivität qua smarter Bedingung
weicht diese vergleichsweise dauerhaften Strukturen wie das genannte Wissen auf.
Ein anderes Phänomen desselben Wandels: die Kompetenzpräferenz und
-debatte. Kompetenz ist ebenfalls eine Konsequenz der σeubewegung des
Jetzt und vollumfänglich durch das Verhältnis von εobilität und εensch mit
Ding(en) bestimmt. Denn Wissen ändert sich rasant fast mit jedem Klickν
es ist nicht mehr in tradierten, mit der Industrialisierung der Bildung institutionalisierten Bewegungsstrukturen als „Inhalte“ in „Fächern“ (vgl. u. a.
GRUSCHKA
) zu verorten. Diese Ablagestruktur (ob Schulfächer oder
Schubfächer) ist nun selbst beweglich, veränderbarer. Der Rahmen alter
Statik mit darin angelegter wohltemperierter Bewegung, wofür etablierte
Bildungsbedingungen und Wissen stehen (ob Gang, Buch, Tisch[reih]e,
Tafel etc.) ist immer weniger ein Scharnier mit dem kommenden Bald.
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
τbwohl Sitzen und Bilden insgesamt schneckenhaft langsam in den solide
über lange Zeiträume etablierten Strukturen separieren, ist bereits sichtbar:
Die Strukturen entkoppeln sich nicht nur, sie bedingen sich auch nicht mehr.
Um zu lesen, muss mensch nicht sitzen, um zu schreiben nicht, um in einer
Gruppe zu kommunizieren nicht. Die smarte Bedingung macht unbedingter,
denn wir brauchen weniger verschiedene Gegenstände, um die gleichen
Sachen zu lernen, als noch vor Kurzen. VIδ5ε FδUSSER (
: u. a. S. )
nannte die sinnbildliche Weichware (software) tatsächlich Undinge – im
Unterschied zu analogen Dingen.
Im Hier und Jetzt gibt es diese Tendenzen: Die Schweiz schafft die
„Schnürlischrift“, die Handschrift mit Stift, als zuerst zu lernende Schreibform und als Schulschrift ab. In das Papierheft mit dem Auftragen von weichem εaterial geschrieben, nach wie vor heiß geliebt, auch der εarkt für
Hefte boomt, ist die Handschrift doch nicht mehr als ein solches Schreiben
bedingt, das zu δesendes produziert und das als Tätigkeit einer Schreibunterlage und eines Heftes notwendig bedarf. Schrift kann getippt werden in ein
Gerät, das zugleich (im alten Denken) feste „Unterlage“ ist. Diese scheinbar
einfache, allseits zugegene 2nderung ist kulturgeschichtlich bedeutsam.
Denn dieser Wandel zeigt, wie lange Schreiben im rechten Winkel von Tisch
wie Bein etc. verfasst war – als eine εensch wie Ding umfassende Form der
nicht nur schulischen und universitären Bildung. Die neuen Bedingungen
zeigen auch, dass wir und wie wir uns durch sie anders bewegenν mit ihnen
und sie sich mit uns. τb Smartphone, Tablet, δaptop, diese „funktionselastischen“ Kleinheiten mobilisieren εenschen fast jeden Alters neu. Vorstellungsbilder sind unmittelbar: Stichwort Handy. Die kleine Smartheit ist aus
Haltung und Handlung nicht wegzudenken – inzwischen auch meist für jene,
die noch mit Dingen aufgewachsen sind, die nicht responsiv sind (vgl.
FδτRIDI
). Entscheidend ist die Beobachtung, dass die Form der Bildung
in vordigitaler und digitaler Zeit noch die gleiche ist. Wie im Alten 2gypten,
der σeuzeit der Bildung und ihrer Postmoderne ist die Form der Bildung
rechteckig, obwohl sich so vieles ändere.
Doch ein entscheidender Unterschied besteht. Er konstituiert eine digitale
Differenz: Bei vordigitalen Bildungsrechteckigkeiten spielt die τberfläche11
11 FδUSSER (
) etwa beschreibt den Unterschied zwischen der τberfläche als dem
εedium des Wissenswerten und dem Innen des Wissens bzw. in Dingen stattfindenden Wissenswerten als Dinge und Undinge. Sein Denken eröffnet mittels allgegenwärtiger Gegenstände wie Stock, Suppenlöffel, Sektkorken direkt nachvollziehbar
�Schule neu denken und medial gestalten
die wesentliche Rolle, während bei digitalen Formen deren Innenleben
entscheidend ist und zugleich – touch the screen – die τberfläche ebenfalls
das A und τ ist. σochmal die Schnürlischrift, nun als digitale Differenz: zum
Beispiel die Form eines Bs, etwa die Rundungen. Händisch auf eine (meist
eckig begrenzte) τberfläche Schreibmaterial auftragend und dadurch ein B
entstehen lassend, sprich Schreiben, steht im Gegensatz dazu: das (eckig
gefasste) Bild eines Bs berühren für seine erneute Abbildung auf einer (oft
noch nicht mit der Hervorbringung identischen) τberfläche, die das Bild des
Bs als Buchstabenbild veranlasst (und programmatisch und in der Bedingung
nachhilft, falls es nicht klappt).
Wir könnten dieser Richtung folgend in einer zunehmend ikonischen Welt
und Schule über die digitale Differenz als Verbildlichung der Welt denken,
in der Computer responsiv sind, also „antworten“ν beispielsweise inwieweit
sich Schule, die eng mit Schrift als ein Hauptmodus geistiger Bildung verbunden ist, im δehr-δernverhältnis wandelt: Wie sähe eine bildlich funktionierende Schule des Bald aus, die das Schreiben als Grundkonstituens von
Bildung zugunsten des ikonischen informierten Wissens im εenschεaschine-Dialog ablegt? Dieser Diskussionsraum ist vielfältig, konträr und
offen. Doch obwohl die Verbildlichung von Schrift und das generelle
Schwinden händischen Schreibens Phänomene sind, die künftig Bildung
bild-en und neu zu denken sind, folgen wir anderen Richtungen, verlassen
die Bild gewordene Schrift und ihre δinearität und fokussieren auf eine
Konsequenz12 des Ganzen. Sie ist zugleich ihr Ausgangspunkt: εobilität.
Beschleunigt, wie εobilität sich derzeit äußert, bildet sie die Räume des
Bald, nämlich dann, wenn ihre Bewegungen in neuen Formen sedimentieren.
Dabei wirkt ein unterschätzter Ausgangspunkt der neuen topologischen
Konkretionen, die besagte τberfläche der Bildungsbedingungen. Die Benutzeroberfläche des Seins (vgl. CZERSKI
) erscheint vermehrt in Information denn Wissen (vgl. FδτRIDI
). Die digitale Differenz zwischen Wissen
und Information aber ist in ihrer allgemeinen Präsenz nichts anderes als die
aktuelle εobilität von εensch und Ding und betrifft entscheidend die τberUnterschiede zwischen digitaler und vordigitaler Welt, zwischen Dingen und Undingen und ist dabei klug und witzig.
12 Im Grunde auch zu einer Ursache, doch das ist eine Frage bzw. Aussage vom Typ
Henne oder Eiν in unserem Fall interessiert eher die Konsequenz, zumal die εenschheitsgeschichte schon ein paar sehr ursächliche Richtungen von Schulbedingungen
nahelegt.
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
flächen der Bedingungen (siehe auch Schnürlischrift bzw. touch the sceen).
Im Zusammenspiel mit Bewegung und Rechteckigkeit aber wirkt die τberfläche gesamthaft und sie wirkt auf Schule als Sitzbildungsräume. Denn so
schnell Veränderung sich verändert und Wandel eher die Konstante des Jetzt
ist: Bei aller Bewegungsmöglichkeit ist Schule in situν sie ist ein statisches
Sein – eine Im-mobilie – in ihrer dinghaften Grundkonzeption (im Gegensatz
zu ihrer Grundidee). Wie geht das mit digitalbedingten Bewegungszunahmen
und -änderungen einher, die der Grund anders gelagerten Sitzens und Gehens
sind? Und, im Zusammenspiel Sitzen, Rechteckigkeit und Schrift (ob alt oder
neu): Ist Bildung in der bis dato bedingten Statik den neuen Bewegungen
unserer Zeit adäquat? Die τnlife-Frage lautet für eine mit Dingen zum sitzenden Bilden und Arbeiten als Seinsarchitektur in Jahrtausenden eingerichtete Welt: Wie formen smarte Bedingungen infosphärische Bildungswelten
des Bald?
Im nächsten Kapitel illustriert der Beginn der neuen Bewegungen baldige
Konstellationen von Sesshaftigkeit als Sitzen und Sein mit unbedingteren
Bildungsbedingungen. Dabei sind Dinge des Bildens weiterhin (recht)eckig,
doch deren Wissen ist vermehrt innen im Gegenstandν dergestalt informiert
bewegen wir uns mit ihm. Die εasse der Erkenntnisflächen (zum Beispiel
Bücher) ist nun unter der τberfläche weicher Bedingungen. In dieser Box ist
Wissen zu Information geworden und an der τberfläche bewegbar. Der
Raum des Wissens und Bildens wird größer und ist fast überall und zugleich
nirgends. Dahin zieht die Topologie des Jetzt. Der Knackpunkt dabei ist: Die
Benutzeroberfläche aktuellen Seins ist schlicht mobiler als die ihrer Struktur
rechteckiger Bildung. Das passt auf Dauer nicht zusammen. Zurzeit wird
σeubewegung eingepasst, für das Danach wird es unvorwegnehmbar und
genau damit visionär.
Schwebe: Umziehen des Erziehens –
von Paideia in situ zu Paideia in motu
Ertasten wir die Textur der Zeit, statt sie zu begreifen, zieht es sich anders.
Andere Bewegungsspielräume nehmen Gestalt an: Smarterweise ziehen
Finger und Füße in andere Haltungen und Handlungen. σeue Formen des
Seins entstehen unterdessen vergleichsweise langsam. Soft ziehen Fragen
in Information, Erlebnisse in Bilder, oder: δernende zum Fluss oder in
den Stand des δernens, um nur zwei kontingente Formen vom τrt, an dem
�Schule neu denken und medial gestalten
ich oft arbeite, zu zeigen: Studieren an der Universität Basel visualisiert
deren Hauptseite mit jungen δeuten nicht in der Universität, sondern mit
Papier, δaptop und εünster im Hintergrund – Freiluftlernen am Rhein (siehe
Abb. ).
Abb. τutdoor-Studieren in Basel: Umzug der Bildung aus der Rechteckigkeit
des Innen (Gebäude) ins Außen (Website der Universität Basel). τnline unter:
https://www.unibas.ch/de (Abrufdatum: . .
)
τder: Sitzen ist das neue Rauchen (siehe Abb. ). Hier ruft eine Basler
εasterarbeitserhebung qua Flyer auf, besser Stehpulte in den δesesälen zu
nutzen. Anders bewegen, anders lernen: draußen lernen, weniger sitzen.
8berall ist die σeubewegung des Jetzt zu findenν ich illustriere das mit
großen δernenden, da Veränderungen der Zeit (vgl. AVAσESSIAσ/εAδIK
ν STABREY
a/b) erst Technologien Erwachsener spiegeln und in der
Arbeitswelt, in Ernährungsweisen, Einstellungen etc. umgesetzt werden.
Schulen sind ihrer Idee nach Verwirklichungen adulten Seins. Im Jetzt auf
Schulen bzw. Bildungsbedingungen insgesamt bezogen, bedeutet die Bewegung, dass εenschen (einige) ins Draußen und Wissenswertes (alles) in das
Innen der Dinge ziehen: δektionen, Aufgaben, Bibliothek usw. im smarten
δerngegenstand ermöglichen Draußen-δernen bzw. das Anders-UmgebenSein, bei Erwachsenen und vermehrt bei (sehr) Jungen respektive 2lteren.
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
<=
Abb. % Dani Ackermann: Masterarbeits-Flyer
(mit Genehmigung des Urhebers)
Hinzu kommt, dass Dinge materialiter dauerhafter und bleibender verzeitlicht sind als andere Bewegungen: Bewegungen, die ein Schulgebäude vorstrukturiert mit seinen Gängen und Klassenzimmern, sind mit der Geschichte
der Bildungsrechteckigkeit eingeschrieben in das Gebäude – anders als
Sitzen, das so oder so stattfinden kann. Was zum Gebäude zieht, sind Möbel
(bspw. Schultische, Tafeln): Die Möbilität von Erziehung bindet Bewegungsstrukturen, festigt sie. Pädagogische Materialität oder Dinge des Bildens und Wissens zeitigen das räumliche Ziehen als Erziehung (vgl. HERZOG
8998). Oft bereits lange bestehende Gebäude sind in ihrer Anlage die Struktur der damit verbundenen Bildung. So zeitigen etwa steinerne Bedingungen
meist Langfristigkeit und binden zugleich die Zeitstruktur des Neuen – etwa,
dass Tablets integriert werden. Neues Ziehen ist dergestalt im Etablierten
gebunden: Ein altes Lerngebäude bindet (siehe Abb. =) aktuelle Bewegung
und verzeitlicht sie auf diese Weise vorab der neuen Strukturen, die dadurch
wiederum herausgebildet werden. Umnutzung ist das Wort der Stunde: der
Beginn neuer Bewegung in bestehenden Bildungsbedingungen. Solche
Wandel zeigen, die Neubewegung des Jetzt sind immer auch Bewegungs-
�Schule neu denken und medial gestalten
vorstrukturierungen, die mit den dauerhaft verzeitlichten Bildungsbedingungen in situ verschmelzen.
Abb. Bildungseingang im Wandel: vom Gelände als Stütze zur δernumgebung
(wie eine Straße zum τrt für Parcours) (mit herzlicher Genehmigung von Christof
Achermann, Foto: U. Stabrey)
σur, viele Wissensdinge des Jetzt samt Gebäuden sind smart – und die es
noch nicht sind, werden es. Dieser Unterschied zwischen etablierten Strukturen in situ und flüchtigeren und bewegteren in motu, wie unsere Körperhaltungen oder εöbel, kann ein Schlüssel zu künftigen schulischen Welten sein.
Denn wie Rechteckigkeit Bildung historisch mit Sitzen samt Bedingungen
verbindet, so formen digitale Bedingungen aus ihren Bewegungsermöglichungen und unseren Bewegungen mit ihnen kommende Zeiten. Aktuelle
εobilitätsformen wie GPS oder Uber13 zeigen es bei aller Unterschiedlichkeit. Sie führen eine σeudefinition von 7rtlichkeit ein. Ihr Funktionssinn
wandelt das Konzept metrischen Raums von Relationen zwischen Gebäude
und jeglicher (geistiger) Aktivität samt Körperhaltung (vgl. SERRES
ν
). εit allem Getobe, unterschiedlichsten Unterrichtsformen, Schultypen
… sind Schulen ihrer Anlage nach Sitzbildungsräume: Schreiben bedingte
das Sitzen und das Papierzeitalter zog nach Drinnen – siehe nochmals Abb.
: In vordigitaler Zeit wäre diese Haltung und Handlung Ausnahme, im Jetzt
13 https://www.uber.com/de/ (Abrufdatum:
. .
)
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
verschmilzt die Choreografie körperlichen Seins öffentlich und privat als
δernumgebung (wobei das Wort δernumgebung per se aufschlussreich ist).
Das bewegbar Feste, die Rechteckigkeit, bleibt und wandelt doch. Und
langfristig?
kartiert der damals über achtzigjährige εICHEδ SERRES, zeitlebens
δernender und δehrer, die pädagogische Welt: „Gebäude, Bibliotheken auf
dem Campus, Schultafeln in den Klassen, Power Point in den Hörsälen [...]
die Seite Papierseite, U.S. beherrscht uns“ (SERRES
: ). SERRES (ebd.:
) argumentiert die Topologie des Bald, „indem man den neuartigen Bewegungen der Körper Stichwort: Smartphone, U.S. folgt, indem man die
Zukunft zum Vorschein bringt [...]“ – um mit seinen 8berlegungen das Ende
des Seitenformats zu postulieren.
εittels aktueller σutzung alter Strukturen zeigen Dinge in den neuen Bewegungen die Herausbildungsmöglichkeiten auch baldiger Bildungsstrukturen: Smartheiten werden grosso modo kleiner, sie tendieren vor allem ins
Körper-Innen: Chips, Implantate, σanoroboter, DσA als Speichermedium
etc. War Kognition lange in Computer verlagert, verlagert sich der Computer
in uns hinein (vergleichsweise langsam). Das können wir so deuten: Bildungsrechteckigkeit wird dann nicht nötig sein werden. Die kaum vorstellbare δangfristigkeit, die dieses Argument evoziert, ist im Jetzt zerschlagbar,
auch wenn digitale Entwicklungstendenzen (vgl. FδτRIDI
ν HARIRI
)
in das kollektive Bewusstsein sickern. Doch noch vor dem fernen Bald liegt
das Ende des Seitenformats: das Ende der Seite, gemeint als Entkoppelung
von Rechteckigkeit und Sitzen – so sehr dieses Verhältnis in der geschilderten Institutionalisierung petrifiziert und auch im wörtlichsten Sinne eingeschrieben ist. Es bröckelt, wenn εensch fast jeden Alters Wissen bzw.
Information in diversen Körper- und Denkhaltungen erlangen kann mit
Rechteckigkeiten, die Richtung Körper tendieren, die das Wissen vertikalisiert haben, als die Seite ihr hauptsächlich horizontal etabliertes Bedingungsgefüge, Buch, Tisch, Sitzen in eine εobilität verschmolzen hat, die mit dem
aufrechten Gang ziemlich gut einhergeht.
Skip. Auf der Suche nach der gefundenen Form:
Die Zeit wird wieder runder.
All diese 8berlegungen ergeben sich aus zwei Zeitlichkeiten dieser Bildungsbedingungen: das in situ oder sinnbildlich der steinerne Lehrkörper
�Schule neu denken und medial gestalten
und das in motu der εenschen und zunehmend bewegbarer Dinge. Bei allem
Festen, das wir brauchen und sind, bestimmt εobiles vermehrt unser Sein.
Zusammengeführt ergeben die Puzzleteile: Alle Wissensspeicher, Bücher,
Hirne, Körper, Räume etc. dienen als Prozessoren von Bildung, deren wesentlicher εodus Bewegung ist. Bildung war durch Rechteckigkeit und
Sitzen bedingt. Kleine leichte Dinge zunehmender Körpernähe und Internalisierungstendenz lassen ein Buch als gewichtsfreies Digitalisat am Fluss
sein, die Hausaufgabe in der Jackentasche – τutdoorlernen, etc.: Umnutzung,
nicht umsonst so sehr im Geist unserer Zeit, bedarf weniger unterschiedlicher
Bedingungen der Bildung mit oder in ihrer rechteckigen Gebäudeformation.
Auch bedarf Umnutzung immer weniger des Sitzens in eigens dafür etablierten Rechteckigkeiten als Bildungsbedingung. Dinge, die metrische Räume
aufheben, lassen künftige Schulen atopischer sein, weniger ortsfest. Ihr
Zweck kann ein topologischer Raum von Nachbarschaften (vgl. SERRES
) sein. Dieser dann kann (und das dauert) als feste in situ-Strukturen das
abbilden, was die σetzlichkeit zurzeit noch virtuell und in flüchtigeren Bewegungen (in motu) mobilisiert. Wie immer das Drinnen des Bald aussehen
mag: Bildungsrechteckigkeit wird nicht vonnöten sein. Das Format der
Papierseite und sein Pendant in Stein, die Schule oder Universität, verbunden
mit mehr oder weniger statischen Haltungen bestimmter gewinkelter Körper,
spiegelt das metrische Sein des Buchzeitalters. Das ist schön und das Buch
beständig (das ist auch schön), doch die Tendenz zum Unbedingten ist offensichtlich: Die Realität bevorzugt ihre Simulation im Gegenstand. Die Hüllen
des Seins werden eher den menschlichen Bewegungen denn den dinglichen
Bewegungen angepasst werden werden. Der Clou: Die letzten Jahrtausende
war es tendenziell umgekehrt.
Wacht Paideias Box zu Beginn des dritten Jahrtausends auf, reibt sich die
Augen und fragt: Können εensch und Bildung schon jetzt unbedingteren
Strukturen für das Bald folgen?
Das in situ der Schule wird weich, denn Institution und städtische Räume
geben sich die Hand ebengleich wie Informationen, εenschen und Digidinge
verschmelzen und Schule neu machen, innen im εenschen. Ein neues in situ
entstehtν visionär ist das runder. Die zentrale, alles bedingende Grundlage
wird nicht mehr das Seitenformat sein. σur externe Speicher bedürfen der
Eckigkeit.
�Schulbedingung? Sitzen und Sein – Paideias Box in der Infosphäre
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Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
doc: 04
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Stabrey, Undine
Title
A name given to the resource
Schulbedingung? Sitzen und Sein — Paideias Box in der Infosphäre
Alternative Title
An alternative name for the resource. The distinction between titles and alternative titles is application-specific.
Sitzen und Sein - Paideias Box in der Infosphäre
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
63-84
Type
The nature or genre of the resource
Full Paper
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2017
Is Part Of
A related resource in which the described resource is physically or logically included.
doc: 00
Abstract
A summary of the resource.
Und was, wenn anders? Nicht durch den Einsatz digitaler Medien ändern Schule und Unterricht die eigene Zukunft und auch nicht dadurch, dass digitale Dinge eingefügt werden in das System, also in Bestehendes integriert werden. Sondern „Digidinge“ formen Schule, Universität und gesamthaft die Bildung des Bald – aus dem Modus ihrer Bewegungsmöglichkeiten und unserer Bewegungen mit ihnen. Diese Thesen und Gegenwartsbeobachtungen verorte ich im Horizont einiger Jahrtausende Menschheitsgeschichte, um digitale Neubewegungen im aktuellen Wandel in Raumdenken und -gestaltung aus einem Abstand heran zu zoomen. Dabei folgt der vorliegende Essay dem Anspruch, Visionen aufzuwerfen, und tut dies mit einem archäologisch-philosophischen Blick auf Paideias Box. Damit mag Schule als Gesamtkonstituierung im digitalen Jetzt neu denkbar werden. Dinge antizipieren als Neubewegung unserer Zeit Herausbildungsmöglichkeiten schulischer Strukturen von Morgen. Und, Neues ist nicht vorwegnehmbar; deshalb ist es neu, sonst wäre es das nicht. So gesehen ist neu denken immer auch visionär. Dafür müssen entsprechende Begriffe her. Manch Leserin und Leser mag sich wundern, warum Begriffe (bspw. be-<em>greif</em>-en) so wichtig sind. Das verdeutlicht der Text latenterweise.
References
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