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https://www.gestalte.schule/files/original/212/doc26-Klausegger.pdf
43a104df6e0d6db399f55f4149238cd2
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Artikel ist zu zitieren als:
Klausegger, Julia (2017):
KidZ Wien: Shoot your Short!
In: Grünberger, N.; HimpslGutermann, K.; Szucsich, P.;
Brandhofer, G.; Huditz, E.; Steiner, M.
(Hrsg.): Schule neu denken und medial
gestalten. Glückstadt: Verlag Werner
Hülsbusch, S. 356-357.
Online unter:
www.gestalte.schule/doc/26
Dieser Artikel ist CC-BY-SA lizensiert. Es ist gestattet ihn zu vervielfältigen, zu
verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie Abwandlungen und
Bearbeitungen des Werkes anzufertigen, sofern folgende Bedingungen eingehalten
werden: Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen und
Lizenzangabe.
�Schule neu denken und medial gestalten
GELEBTES aus dem KidZ-Projekt
KidZ Wien: Shoot your Short!
Julia Klausegger
Keywords: Medienpädagogik, KidZ, Handlungsorientierung, Film und Video
Online unter: www.gestalte.schule/doc/
In der vorletzten Schulwoche des Schuljahres
/ veranstalteten zwei
1
Filmemacher des Shoot your Short -Teams gemeinsam mit den Schüler/inne/n der A der Allgemein bildenden höheren Schule (AHS) Heustadelgasse
in Wien einen fünftägigen Filmworkshop zur Thematik Mit kultureller Bildung Demokratie gestalten. Zuvor fand ein Kennenlernen des Filmteams mit
den Schüler/inne/n statt, in dessen Rahmen der persönliche Filmgeschmack
der Schüler/innen sowie deren Präferenz bezüglich der Rollenverteilung
(bspw. Kameramann/frau, Schauspieler/in) ermittelt wurde. Auch wurden im
Vorfeld Themenvorschläge für den Film-Plot und erste Ideen zur Umsetzung
eruiert.
Dann endlich war es soweit. Wärend die heiße Junisonne den gläsernen
Bau unseres Schulgebäudes zum Glühen brachte, brannten wir darauf, das
Projekt anzupacken. Beginnend mit einführenden Informationen zur Filmsprache (bspw. Kameraführung, Schnitttechniken) und zur Filmgeschichte
(Tag ), entwarfen die Schüler/innen in weiterer Folge arbeitsteilig
ein Storyboard für zwei Videoclips (Tag ), lernten im Zuge der
Drehtage den Umgang mit Kamera, Ton und δicht-Equipment und
zeigten ihr schauspielerisches
Können (Tag
und ). Zuletzt
wurden die Kurzfilme von den
Schüler/inne/n geschnitten sowie Kurzfilmdreh Pills: Shoot your Shortdas εaking-of-Video2 fertigge- Mitarbeiter und SchülerInnen der 6A
1 Shoot your Short-Homepage: http://www.shootyourshort.com (Abrufdatum:
2 εaking-of-Video: https://vimeo.com/
(Abrufdatum:
. .
)
. .
)
�KidZ Wien: Shoot your Short!
stellt (Tag ). Am Ende der Woche konnten die Schüler/innen bei der
erstmaligen Filmpräsentation das Ergebnis ihrer Arbeit bestaunen. Zum
Abschluss des Projektes wurden in der darauffolgenden Woche die positiven
wie auch negativen Erfahrungen der Schüler/innen während der Projektwoche in einem Plenumsgespräch zusammengetragen und ein schriftliches
Feedback für die Filmemacher verfasst. Als besonders positiv wurde von den
meisten die Bewusstmachung hervorgehoben, wie viel Arbeit hinter jeder
einzelnen Szene steckt. Als „Stolperstein“ wurde angeführt, dass die Pausenund Arbeitszeiten je nach Rollenverteilung unterschiedlich kurz bzw. lang
waren.
„Hoody“ gewinnt den Media Literacy Award
Während dieser Projektwoche entstanden zwei Kurzfilme. Der erste
Videoclip mit dem Titel Hoody3 kritisiert die politische Handhabung eines
Amoklaufes an einer Schule („Bekämpft die Ursachen, nicht die Symptome!“). Der zweite Videoclip (Pills4) beschäftigt sich mit den Themen
Individualität, repressiver εainstream und Suchtproblematik.
Womit damals noch keiner
rechnete: Der erstgenannte Film
sollte den εedia δiteracy Award
in der Kategorie „Video“
gewinnen! Am . .
nahmen
alle Schüler/innen der A den Preis,
eine gläserne Statuette, in einem
feierlichen Rahmen stolz entgegen.
Die Begründung der Jury, die auf
der εediamanual-Seite des Bundesministeriums für Bildung nachzu- Preisverleihung εδA am . .
lesen ist, 5 liest sich wie eine δaudatio auf das medienkompetente und filmtechnische Geschick der Schüler/innen.
3 Hoody: https://vimeo.com/
4 Pills: https://vimeo.com/
(Abrufdatum:
(Abrufdatum:
5 Jurybegründung εedia δiteracy Award
manual/projekte/gewinner.php (Abrufdatum:
. .
. .
)
)
: http://www.mediamanual.at/media. .
)
�
Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
doc: 26
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Klausegger, Julia
Title
A name given to the resource
<em>KidZ Wien: Shoot your Short!</em>
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
356-357
Type
The nature or genre of the resource
Double Sider
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2017
Is Part Of
A related resource in which the described resource is physically or logically included.
doc: 00
References
A related resource that is referenced, cited, or otherwise pointed to by the described resource.
<ul><li>Link zum <strong>Webseite von Shoot your Short:</strong> <a href="http://www.shootyourshort.com" title="Link zum Webseite von Shoot your Short" target="_blank" rel="noreferrer">http://www.shootyourshort.com </a></li>
<li>Link zum <strong>Making-of-Video</strong> von "Shoot your Short" an der AHS Wien, Heustadelgasse: <a href="https://vimeo.com/172790513" title="Link zum Making-of-Video von Shoot your Short" target="_blank" rel="noreferrer">https://vimeo.com/172790513</a></li>
<li>Link zum <strong>Video "Hoody"</strong>: <a href="https://vimeo.com/172783840" title="Link zum Video "Hoody"" target="_blank" rel="noreferrer">https://vimeo.com/172783840</a></li>
<li>Link zum <strong>Video "Pills"</strong>: <a href="https://vimeo.com/172740512" title="Link zum Video "Pills"" target="_blank" rel="noreferrer">https://vimeo.com/172740512</a></li>
<li>Link zur <strong>Jurybegründung</strong> des <strong>Media Literacy Awards 2016</strong>: <a href="http://www.mediamanual.at/mediamanual/projekte/gewinner.php" title="Link zur Jurybegründung des Media Literacy Awards 2016" target="_blank" rel="noreferrer">http://www.mediamanual.at/mediamanual/projekte/gewinner.php</a></li>
</ul>
Film und Video
Handlungsorientierung
KidZ
Medienpädagogik
-
https://www.gestalte.schule/files/original/189/doc06-Ulbrich.pdf
6faa6ef9dafc18f450a162caf20c761e
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Artikel ist zu zitieren als:
Ulbrich, Hans-Joachim (2017):
Frisst die digitale Revolution unsere
Kinder? Beschreibung eines
Dokumentarfilms zu Medienbildung in
der Schule.
In: Grünberger, N.; HimpslGutermann, K.; Szucsich, P.;
Brandhofer, G.; Huditz, E.; Steiner, M.
(Hrsg.): Schule neu denken und medial
gestalten. Glückstadt: Verlag Werner
Hülsbusch, S. 105-112.
Online unter:
www.gestalte.schule/doc/06
Dieser Artikel ist CC-BY-SA lizensiert. Es ist gestattet ihn zu vervielfältigen, zu
verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie Abwandlungen und
Bearbeitungen des Werkes anzufertigen, sofern folgende Bedingungen eingehalten
werden: Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen und
Lizenzangabe.
�Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
Beschreibung eines Dokumentarfilms zu
Medienbildung in der Schule
Hans-Joachim Ulbrich
Keywords: Medienbildung, Schulentwicklung, Unterricht, Film und Video
Online unter: www.gestalte.schule/doc/
Abstract
Warum Schule neu denken? … weil Schule ihrer heutigen Form nach längst aus
der Zeit gefallen ist, sagt Christian Filk. Weil δehrer/innen die digitale Revolution verschlafen haben, sagt Gerfried Stocker. Weil Schule, die keine εedienprojekte macht, geschlossen werden sollte, sagt σele Keplin. σele Keplin ist
zehn Jahre alt, als sie das sagt, und besucht eine Grundschule in Bentwisch,
einem kleinen τrt in εecklenburg (Deutschland). Gerfried Stocker, Art Director
der Ars Electronica in δinz, trifft diese Aussage auf einer Konferenz vor δehrerinnen und δehrern. Und Christian Filk, Professor an der Europa-Universität
Flensburg, leitet das Forschungsprojekt MediaMatters!, das εedienbildung als
Schulentwicklung untersucht. Allen drei gemeinsam ist, dass sie im neuen Film
Frisst die digitale Revolution unsere Kinder – Medienbildung in der Schule
von Hans-Joachim Ulbrich diese Aussagen vor der Kamera treffen. Sie und etwa
weitere
Protagonist/inn/en sind die Expert/inn/en aus Schule, Wissenschaft,
Kunst, εedienpädagogik des -εinuten-Films. Dazu besuchte der Autor sie in
Schulen, Universitäten und εedienzentren in Schleswig-Holstein, εecklenburgVorpommern, Wien, δinz und Graz. Sie alle formulieren ein Plädoyer für eine
neue Schule, offen zur Gesellschaft, mit zeitgemäßen δehr- und δernformen.
�Schule neu denken und medial gestalten
Worum es geht
Zu einer Chorprobe von John δennons „Imagine“ – einem δieblingslied
deutscher Gymnasialmusik – erscheinen Titel und Untertitel und im Roll-off
das εotto:
„Dieser Film erhebt Anspruch auf Subjektivität. Er ist ein persönliches Fazit
ohne endgültige Wahrheiten. Er fragt nach dem Sinn von εedienbildung in der
Schule. Eigentlich aber fragt dieser Film nach dem Sinn von Schule.“
Ich rede darüber mit einer Reihe von εenschen, die ich aus meiner Arbeit als
εedienpädagoge kenne. Das ist die zehnjährige Schülerin σele Keplin
ebenso wie der -jährige εathematiker Pavel Kleinmann, Professor für
digitales Gestalten.
Früher hatte man weniger Informationen, aber mehr Zeit zum Selberdenken.
Das Wort εedienbildung klingt für mich wie Herzensbildung und hat
tatsächlich etwas mit der „Erziehung der Gefühle“ des Gustav Flaubert und
den „verlorenen Illusionen“ des Honoré de Balzac zu tun.
Wie komme ich auf Herzensbildung? Vielleicht ist es eine Konsequenz
daraus, dass ich Bildung nicht als Anhäufung von Wissen oder gar von
Informationen verstehe und εedien nicht nur als eine gerade erreichte
technische Endform verschiedener Kommunikationsmittel definiere. Ich bin
davon überzeugt, dass Bildung immer auf Verstand und Gefühl gleichermaßen zielt und dass dabei der Verstand Kenntnisse ebenso einschließt
wie die τrientierung an der δebenswelt der sich Bildenden. Und Gefühl darf
nicht auf Sentimentalität reduziert werden. Verstand ohne Gefühl ist ohne
Grundν Gefühl ohne Verstand ohne Ziel. Beides ist für den Einzelnen
tragisch und für die Gesellschaft gefährlich. Bildung und Erziehung sind im
humanistischen Ideal untrennbar verbunden – auch die εedienbildung kann
nicht auf εedienerziehung verzichten.
Im Film kommen viele Expert/inn/en zu Wort. Einer von ihnen ist
εichael Schwarz, Journalist und εedienpädagoge im Schuldienst des
Gymnasiums Eckhorst Bargteheide1 in Schleswig-Holstein. Ihm und seinen
Kolleg/inn/en war es vollkommen klar, dass in der εitte ihres neu einzurichtenden εedienzentrums die Bücher der Schulbibliothek stehen müssenν
und dass das kein Anachronismus ist, weil Bücher eben mal als ‚out‘ gelten.
Wer εedien verstehen will, muss sie als Ganzes begreifen, in ihrer Ent1 http://gymnasium-eckhorst.de/joomla-
/index.php (Abrufdatum:
. .
)
�Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
wicklung und in ihrer heutigen Realität. Und – man „versteht sie am besten,
wenn man sie selber macht“, sagt εichael Schwarz. Also Schulradio,
Schulfernsehen, Schülerzeitung – die ganze Palette. Im Unterricht, für den
Unterricht und in der Freizeit.
Im diesem Film äußern sich Schüler/innen, Studierende, δehrer/innen,
Erzieher/innen, εedienpädagog/inn/en, Wissenschaftler/innen und Künstler/innen. Insgesamt sind es ca.
Personen, die versuchen, Antworten zu
finden auf die Frage, ob unser Schulsystem heute den Anforderungen der
digitalen Revolution standhält.
Der Film beginnt mit der These:
„Die Schule ist obsolet, …“
… weil sie nicht mehr das εonopol des δernortes innehat. Vertreten wird
das von εenschen, die selbst alle für das System Schule eine hervorragende
εedienbildungs-Arbeit leisten.
Gerfried Stocker, Art Director der Ars Electronica, dem εuseum der
Zukunft in δinz, bringt diese These auf den Punkt. Er betont die große Kluft
zwischen einer normalen Regelschule und Bildungseinrichtungen, die auf die
digitalen Herausforderungen eine Antwort geben, indem sie von der bloßen
Anschauung zum praktischen εitgestalten voranschreiten. Dabei widerspricht er der landläufigen εeinung, dass unsere Kinder der digitalen Revolution hilflos ausgeliefert sind. Während er das formuliert, sieht man Kinder,
die mit Spiel und Experimenten in den δaboratorien des εuseums genau
diese Aussage unterstreichen.
Christian Filk, Professor an der Europa-Universität Flensburg, leitet das
Forschungsprojekt MediaMatters! des Seminars für εedienbildung der
Europa-Universität Flensburg. Seiner εeinung nach ist die Schule noch
heute von den strukturellen und funktionalen Bedingungen der industriellen
Revolution geprägt und so den Anforderungen des digitalen Zeitalters überhaupt nicht gewachsen. In der Schule als hierarchischem System einer hierarchischen Gesellschaft kann εedienbildung erfolgreich nur von unten oder
als Bottom-up-Prozess eingeführt werden – eine Konsequenz der von ihm
geprägten Konzeption εedienbildung als Schulentwicklung.2
2 εehr Informationen zum Konzept Medienbildung als Schulentwicklung finden sich in
folgender Publikationsauswahl dazu: GR8σBERGER/ε8σTE-GτUSSAR (
), ε8σTE-
�Schule neu denken und medial gestalten
Der zweite Teil des Films trägt den Titel:
„Antithese: Sehr wohl kann Schule
der digitalen Revolution standhalten!“
Hier werden hervorragende εedienprojekte gezeigt: Schulen, die eine aktive
und erfolgreiche εedienbildung praktizieren, εedienzentren und Einrichtungen der δehrerausbildung in interessanten Interviews und eindrucksvollen
Bildern vorgestellt.
Die Schüler/innen des Gymnasiums Carolinum σeustrelitz3 in Vorpommern beispielsweise nehmen an verschiedenen internationalen Wettbewerben
teil, sind im digitalen Austausch mit δernenden anderer Weltgegenden,
bauen Roboter im δEGτ-Programm, deren Wettbewerb in Südafrika sie
gerade gewonnen haben. Henry Tesch, Direktor des Gymnasiums, ist überzeugter εedienpädagoge und beschreibt die kreativen Kräfte derartiger
Projekte auch für den „normalen“ Unterricht. τhnehin wird es seiner εeinung nach bald zu einer Auflösung der traditionellen Unterrichtsformen
zugunsten von Gruppenlernen, Projektlernen, individualisiertem und kooperierendem δernen kommen.
Ein weiteres Beispiel für zukunftsorientiertes δernen findet der Film in
der σeuen εittelschule Koppstraße4 in Wien. Zwei Schülerinnen, Bayasgalar
τtgonjargal aus einer mongolischen und Ece Temizkan aus einer türkischen
Familie und ein Schüler, εilos Todorovic, mit serbischer Herkunft beschreiben anschaulich, wie sie in einer Tablet-Arbeitsgruppe mediale Unterrichtsmaterialien für Kinder unterer Klassen entwickeln und produzieren. Die
Erstellung von aufgabenbezogenem Video-εaterial, die 8berlegungen zur
Didaktik und die Anwendung verschiedener Apps mit dem Ziel, andere
Kinder zu unterrichten, setzt einen intensiven und motivierenden δernprozess
bei ihnen selbst in Gang, der mit herkömmlichen εethoden wohl nicht erzielt worden wäre. Ingo Stein, der betreuende εathematik- und Informatikδehrer, weist auf die Wichtigkeit hin, Frontal- und Projektlernen als eine
pädagogische Einheit zu sehen, auf die er auch im digitalen Zeitalter nicht
verzichten möchte.
GτUSSAR (
(
).
), GR8σBERGER/KUTTσER/δAεε (
3 http://www.carolinum.de/ (Abrufdatum:
4 http://www.nms .at/ (Abrufdatum:
. .
. .
)
)
), J7RISSEσ/ε8σTE-GτUSSAR
�Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
Weniger die Einführung von Computerarbeit in den Unterricht hat die
Bernstein-Schule5 in Ribnitz-Damgarten in εecklenburg umgekrempelt, als
vielmehr die schulorganisatorischen und besonders die didaktischen Konsequenzen des δernens mit digitalen εedien. Dieses Beispiel, vorgestellt von
CHRISTIσA BτσKE, Direktorin der Schule, zeigt anschaulich, wie digitales
δernen eine neue Unterrichtsqualität hervorbringt, wenn man gleichzeitig
eine Gesamtkonzeption für die Schule entwickelt. In Ribnitz-Damgarten
heißt diese Konzeption forschendes Lernenν eine schülerorientierte δernform, die auf Erziehung zur Selbstständigkeit, zum motivierten und projektorientierten δernen führt. Dabei ist es den Schüler/inne/n in Ribnitz-Damgarten selbstverständlich, dass εedienprojekte inner- und außerhalb des
Unterrichts nicht ausschließlich mit Computer und Internet zu tun haben,
sondern immer auch mit εalen, Filme drehen, εusik machen, Texte
verfassen und Spielen. Und genau das ist nicht zuletzt das Verdienst eines
außerschulischen εedienpädagogen, des Filmemachers εark Sternkiker, der
eine ungewöhnliche Vertrauensposition an dieser Schule innehat und mit
zahlreichen εedienprojekten das Schulleben bereichert.
Die Klage über die Unangemessenheit der heutigen Schule gegenüber den
Anforderungen der digitalen Revolution schließt auch immer und sehr prononciert den Verweis ein, dass die δehrer/innen-Bildung allgemein nicht auf
εedienpädagogik und εedienbildung zurückgreift, δehrer/innen in der Regel nicht genügend qualifiziert werden. Der Gap zwischen δernenden und
δehrenden ist gerade in Bezug auf die neuen εedien fatal und wächst beständig. Die Entfernung des δehrpersonals von der δebenswelt der Schüler/innen ist eine unabdingbare Folge und wirkt sich nachhaltig negativ auf
die Autorität der δehrer/innen aus.
Ein hervorragendes Beispiel für die medienpädagogische Ausrichtung der
δehramtsausbildung findet der Film an der Pädagogischen Hochschule Graz
und besonders im Schul-Hochschul-Projekt Radio Igel 6. Der δeiter des
Projekts, Wolfgang Kolleritsch, unterrichtet gleichzeitig Kinder der
angeschlossenen Schule und Studierende der PH. Er hat erreicht, dass die
εitarbeit an den Radio- und TV-Beiträgen als eine anerkannte δernform des
pädagogischen Studiums hochgeschätzt wird. Von der Effektivität dieses
Konzepts zeugen vor allem die ebenso begeisterten wie begeisternden εäd-
5 http://www.bernsteinschule.de/ (Abrufdatum:
6 https://www.radioigel.at/ ( . .
)
. .
)
�Schule neu denken und medial gestalten
chen und Jungen, die der Film bei ihrer εedienarbeit beobachtet – zum
Beispiel bei der Berichterstattung über eine landesweite Kinder-Klima-Konferenz in Graz. εehrere δehramtsstudierende sprechen über die Bedeutung
der praktischen εedienarbeit für die zukünftige Arbeit mit Kindern, für die
Sprache und das Sprechen, für den Aufbau des Selbstbewusstseins und für
die εotivation und den Spaß am δernen.
Hinter all diesen Beiträgen steht aber auch die Erkenntnis, dass sie Einzelbeispiele sindν einsame δeuchttürme in stürmischer Zeit, die dem Schiffsumbau auf hoher See – die allgemeine und radikale σeugestaltung der Institution Schule im . Jahrhundert – eine τrientierung geben können, ihn aber
nicht ersetzen werden.
Darum kommt es in einem dritten Teil des Films
zu einer Synthese: „Schule kann überleben, wenn …“
Die teilweise bereits vorgestellten Protagonisten formulieren hier Anforderungen an ein System Schule. Es geht darum, εedienbildung nicht als eine
dem Zeitgeist geschuldete zusätzliche Aufgabe zu verstehen, sondern als
etwas, dass der digitalen Revolution angemessen erscheint und am besten in
dem bereits an der Europa-Universität Flensburg formulierten Konzept zum
Ausdruck kommt: Medienbildung als Schulentwicklung – ein Ansatz, der in
dem fünfjährigen Forschungsprojekt MediaMatters! 7 in Flensburg sowie in
zwei großen Schulversuchen des δandes εecklenburg-Vorpommern entwickelt und erprobt wurde und wird.
Was das im Einzelnen bedeutet und was es erfordert, wird deutlich, wenn
schulische und außerschulische Pädagog/inn/en und Hochschulmitarbeiter/innen von den praktischen Hemmnissen ihrer Arbeit berichten.
Silke Kreiß ist eine erfahrene Heilerzieherin, die an Rostocker Förderschulen vor allem mit Kindern und Jugendlichen mit geistigem Förderbedarf
medienpädagogisch arbeitet. Ihr Fazit erstaunt – aber nur im ersten εoment:
Schüler seien selbstständig, wenn man sie lässt. Kreativität und Ideenfindung
treiben sie allein voran, wenn die Intervention der Pädagogin oder des
Pädagogen auf das σotwendige reduziert bleibt. Freiheit in der Bildung ist
die Grundlage für die Entwicklung der Persönlichkeit.
7 http://mediamatters-sh.de/ (Abrufdatum:
. .
)
�Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
2hnliche Signale kommen von Vertreterinnen und Vertretern vieler
außerschulischer medienpädagogischer Einrichtungen. Die σotwendigkeit
der Erneuerung des Systems Schule und der Hinwendung zu schöpferischer,
schülerorientierter und einer auf neue δernformen bauenden Pädagogik wird
explizit gefordert.
Insbesondere an die Adresse der Politik wird eine medienpädagogische
Wende in der δehrer/innenausbildung gefordert – so von der Gesellschaft für
εedienpädagogik und Kommunikationskultur (GεK)8 in Deutschland, namentlich von der Geschäftsführerin Friederike von Gross, oder von Bert
δingnau, dem δeiter der δandesmedienanstalt εecklenburg-Vorpommern9.
Besonders beeindruckend ist dann der detaillierte Forderungskatalog, den
der Theologe und εedienpädagoge Roland Rosenstock, Professor an der
Universität Greifswald, aufblättert: Wenn Schulen Gestaltungsräume sind, in
denen junge εenschen Experimentierräume haben für eine zukünftige Gesellschaft, in denen sie soziales δernen lernen, dann müssen wir unsere Schulen anders gestalten. Wir brauchen mehr Gruppen- und Projektarbeit, Arbeit
mit εedienplattformen, auf denen Schüler erworbenes Wissen mit anderen
Schülern austauschen können, wir brauchen andere Formen, Wissen zu
erwerben, wir brauchen nicht mehr den eineinhalbstündigen Fachunterricht,
dafür aber Werkstattarbeit, Individualisierung des δernens, Kommunikationsformen, in denen sich Schulen untereinander austauschen können. Und
wir brauchen eine engere Vernetzung der Schulen mit den Universitäten.
Am Ende des Films kommt noch einmal die zehnjährige σele Kaplan zu
Wort, die eine erstaunliche Verbindung von Gesellschaftskritik und Bildungsreform formuliert: „Wenn ich Direktorin sein würde und es kein Geld
mehr gäbe, würde ich jeden Tag mit Kindern Projekte machen, in denen man
etwas lernt!“
Drücken wir σele die Daumen, dass sie einmal Schuldirektorin wird und
es dann kein Geld oder aber genug Geld gibt.
8 http://www.gmk-net.de/index.php?idο
(Abrufdatum:
. .
9 http://www.medienanstalt-mv.de/home/index.html (Abrufdatum:
)
. .
)
�Schule neu denken und medial gestalten
Literaturverzeichnis
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�
Dublin Core
The Dublin Core metadata element set is common to all Omeka records, including items, files, and collections. For more information see, http://dublincore.org/documents/dces/.
Identifier
An unambiguous reference to the resource within a given context
doc: 06
Creator
An entity primarily responsible for making the resource
Ulbrich, Hans-Joachim
Title
A name given to the resource
Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?
Format
The file format, physical medium, or dimensions of the resource
105-112
Type
The nature or genre of the resource
Short Paper
Date
A point or period of time associated with an event in the lifecycle of the resource
2017
Is Part Of
A related resource in which the described resource is physically or logically included.
doc: 00
Abstract
A summary of the resource.
Warum Schule neu denken? ... weil Schule ihrer heutigen Form nach längst aus der Zeit gefallen ist, sagt Christian Filk. Weil Lehrer/innen die digitale Revolution verschlafen haben, sagt Gerfried Stocker. Weil Schule, die keine Medienprojekte macht, geschlossen werden sollte, sagt Nele Keplin. Nele Keplin ist zehn Jahre alt, als sie das sagt, und besucht eine Grundschule in Bentwisch, einem kleinen Ort in Mecklenburg (Deutschland). Gerfried Stocker, Art Director der Ars Electronica in Linz, trifft diese Aussage auf einer Konferenz vor Lehrerinnen und Lehrern. Und Christian Filk, Professor an der Europa-Universität Flensburg, leitet das Forschungsprojekt <em>MediaMatters!</em>, das Medienbildung als Schulentwicklung untersucht. Allen drei gemeinsam ist, dass sie im Film <em>Frisst die digitale Revolution unsere Kinder?</em> <em>– Medienbildung in der Schule</em> von Hans-Joachim Ulbrich diese Aussagen vor der Kamera treffen. Sie und etwa weitere 40 Protagonist/innen sind die Expert/innen aus Schule, Wissenschaft, Kunst, Medienpädagogik des 45-Minuten-Films. Dazu besuchte der Autor sie in Schulen, Universitäten und Medienzentren in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Wien, Linz und Graz. Sie alle formulieren ein Plädoyer für eine neue Schule, offen zur Gesellschaft, mit zeitgemäßen Lehr- und Lernformen.
References
A related resource that is referenced, cited, or otherwise pointed to by the described resource.
Link zur Webseite von <strong>MediaMatters!</strong>:<a href="%20http%3A//mediamatters-sh.de/" title="Link zur Webseite von mediamatters!" target="_blank" rel="noreferrer"> http://mediamatters-sh.de/</a>
Film und Video
Medienbildung
Schulentwicklung
Unterricht