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„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“ — Die Nutzung der Internetplattform <em>IDeRBlog</em> im Rahmen eines prozessorientierten Schreib- und Rechtschreibunterrichts in der Volkssschule
Martich, Susanne
Aspalter, Christian
2017
410-423
Full Paper
doc: 32
Die Internetplattform<em> IDeRBlog</em>, die im Rahmen eines<em> Erasmus+</em>-Projektes entstanden ist, bietet Schüler/innen die Möglichkeit, in ihrem Schreiben Textproduktion und -rezeption miteinander zu verbinden. Durch die Einbeziehung eines intelligenten Wörterbuches, automatisierter Fehleranalysen und spezieller Übungsprogramme wird dem Bereich Rechtschreiben besondere Bedeutung zugemessen. Durch die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten eignet sich <em>IDeRBlog</em> für den Einsatz in einem prozessorientierten Schreib- und Rechtschreibunterricht bereits in der Volksschule.
Link zum <strong>IDeRBlog-Individuell Differenziert Schreiben mit Blogs:</strong> <a href="http://iderblog.eu/" title="Link zum IDeRBlog" target="_blank" rel="noreferrer">http://iderblog.eu/</a>
doc: 00
Artikel ist zu zitieren als:
Martich, Susanne; Aspalter, Christian
(2017): „Schreibst du noch oder
bloggst du schon?“ Die Nutzung der
Internetplattform IDeRBlog im
Rahmen eines prozessorientierten
Schreib- und Rechtschreibunterrichts
in der Volksschule.
In: Grünberger, N.; HimpslGutermann, K.; Szucsich, P.;
Brandhofer, G.; Huditz, E.; Steiner, M.
(Hrsg.): Schule neu denken und medial
gestalten. Glückstadt: Verlag Werner
Hülsbusch, S. 410-423.
Online unter:
www.gestalte.schule/doc/32
Dieser Artikel ist CC-BY-SA lizensiert. Es ist gestattet ihn zu vervielfältigen, zu
verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen sowie Abwandlungen und
Bearbeitungen des Werkes anzufertigen, sofern folgende Bedingungen eingehalten
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Schule neu denken und medial gestalten
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
Die Nutzung der Internetplattform IDeRBlog im Rahmen
eines prozessorientierten Schreib- und Rechtschreibunterrichts in der 1olksschule
Susanne Martich, Christian Aspalter1
Keywords: Schreibdidaktik, sprachliche Bildung, digitale Medien, Primarstufe, Sekundarstufe
Online unter: www.gestalte.schule/doc/
Abstract
Die Internetplattform IDeRBlog, die im Rahmen eines Erasmus+-Projektes
entstanden ist, bietet Schüler/inne/n die εöglichkeit, in ihrem Schreiben Textproduktion und -rezeption miteinander zu verbinden. Durch die Einbeziehung
eines intelligenten Wörterbuches, automatisierter Fehleranalysen und spezieller
8bungsprogramme wird dem Bereich Rechtschreiben besondere Bedeutung
zugemessen. Durch die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten eignet sich
IDeRBlog für den Einsatz in einem prozessorientierten Schreib- und Rechtschreibunterricht bereits in der Volksschule.
Einleitung
Im folgenden Beitrag werden zunächst die wesentlichsten Anwendungsbereiche der im Rahmen eines Erasmus+-Projektes entwickelten Internetplattform IDeRBlog vorgestellt: Schüler/innen können Texte nach eigenen
Interessen verfassen und diese auch online veröffentlichen. Ein besonderer
Fokus wird auf das 8berarbeiten der Texte hinsichtlich orthografischer εän1 unter Co-Autorenschaft von δEσA AσKσER, SUSAσσE BIERεEIER, εIKE CτRεAσσ,
εARKUS EBσER, εARTIσ EBσER, KτσSTAσZE EDTSTADδER, SτσJA GABRIEδ, εICHAEδ
GRτS, AσσEδIESE HUPPERTZ, σIσA STEIσHAUER, BEHσAε TARAGHI, εARIAσσE
UδδεAσσ, εARTIσA WIσTSCHσIG entstanden
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
gel gelegt, da die Kinder mithilfe eines intelligenten Wörterbuches Hinweise
zur Fehlerkorrektur und ergänzend 8bungsmaterialien zu unterschiedlichen
Rechtschreibschwerpunkten als Angebot erhalten. Weiters wird – ausgehend
von allgemeinen schreibdidaktischen 8berlegungen im Zusammenhang mit
neuen Technologien – versucht, den Einsatz von IDeRBlog mit gesetzlichen
Vorgaben für die Volksschule in 7sterreich in Zusammenhang zu stellen.
Darauf aufbauend werden schreibdidaktische Aspekte in Bezug auf die
Verwendung der IDerBlog-Plattform in der Volksschule beleuchtet.
Was ist IDerBlog? –
Ziele, Aufbau, Datenschutz und Design der Plattform
IDeRBlog steht kurz für „Individualisiertes, Differenziertes Rechtschreibtraining durch Korrektur von für Schüler relevanten, selbst verfassten
Texten“ und ist Ergebnis eines Erasmus+-Projekts, das drei Jahre lang
– /
) in Kooperation von Institutionen dreier δänder entstanden
( /
ist. Folgende δänder, Personen und Institutionen sind daran beteiligt:
Deutschland: Gros, ε. (Koordinator), Adolph, H., Steinhauer, σ. (δPε
Saarland)ν Biermeier, S., Ankner, δ. (Albert-Weisgerber-Schule, St. Ingbert)ν
Belgien: Huppertz, A., Cormann, ε. (GS Raeren)ν Österreich: Ebner, ε.,
Taraghi, B., Ebner, ε. (TU Graz)ν Gabriel, S., Wintschnig, ε. (KPH Wien/
Krems)ν Aspalter, C., εartich, S., Ullmann, ε. (PH Wien)ν Edtstadler, K.
(PH Steiermark).
Die für alle User/innen kostenfreie Internetplattform IDeRBlog2 ist in
erster δinie für acht- bis zwölfjährige Schüler/innen, die Deutsch als Erstoder Zweitsprache beherrschen, gedacht. IDerBlog macht es möglich, selbst
erstellte Texte durch die Verwendung eines intelligenten Wörterbuches
sofort hinsichtlich der τrthografie zu überprüfen. Durch gezielte Hinweise
werden Schüler/innen dazu angeregt, ihre Texte zu korrigieren, und erhalten
auf der Grundlage einer qualitativen Analyse der Fehler Anregungen zu entsprechenden 8bungen (vgl. EDTSTADδER/EBσER/EBσER
: ). Diese
8bungen zu unterschiedlichen Rechtschreibschwerpunkten sind ebenfalls
über die Plattform abrufbar.
σach Durchsicht und Freigabe durch die δehrperson können Kinder (auch
anonym unter einem σickname) ihre Texte bloggen und den Kolleg/inn/en
2 www.iderblog.eu (Abrufdatum:
. .
)
Schule neu denken und medial gestalten
der Klasse, der Schule oder außenstehenden Personen zur Verfügung stellen,
wodurch auch das interkulturelle δernen gefördert wird. Die verschiedenen
εöglichkeiten der Publikation im Internet entsprechen den aktuellen Richtlinien des Datenschutzes (vgl. GRτS et al.
: ).
Das Ziel der Arbeit mit der Internetplattform ist es, Textproduktion mit
den Bereichen Planen, Formulieren und Überprüfen (vgl. bspw. HAYES/
FδτWER
: ν Bundeskanzleramt der Republik 7sterreich
: o. S.)
und Textrezeption zu verbinden und so den Schreib- und Rezeptionsprozess
auf praktische und sinnstiftende Weise zu vermitteln.
Abb.
Der gesamte Schreibprozess auf IDeRBlog (ASPAδTER
)
Die Plattform selbst ist kindgerecht, ansprechend und übersichtlich gestaltet.
„Die verwendeten Grafiken wurden nach der Zeichnung von Rohentwürfen
durch die Grafikerin Bettina Weyland (http://www.grafikdesign-weyland.de),
Schülern von verschiedenen Schulen vorgelegt, die diese begutachten konnten.
Die mehrheitlich favorisierten Zeichnungen wurden in einem zweiten Schritt
von der Grafikerin weiterentwickelt und dann in die Plattform integriert.“
(GRτS et al.
: )
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
Schüler/innen haben auf der Startseite die εöglichkeit, zwischen drei
Bereichen – Schreiben, Üben, Lesen – zu wählen, und loggen sich mit ihrem
persönlichen Account ein.
Abb.
Startseite von IDeRBlog (http://www.iderblog.eu)
Unter Schreiben werden Texte nach eigenen Interessen oder auch nach
Vorgaben beispielsweise durch die δehrperson verfasst, mithilfe des intelligenten Wörterbuches überarbeitet, an die δehrkraft zur Durchsicht gesendet
und – wenn gewünscht – von der/dem Schüler/in selbst veröffentlicht. Texte
können gespeichert werden und sind so jederzeit und von jedem digitalen
εedium (bspw. Computer, δaptop, Tablet) mit Internetzugang aus zugänglich.
Unter Üben können Kinder zwischen τnline-8bungen oder Print-Arbeitsblättern wählen und haben auch die εöglichkeit, nach speziellen τnlineRechtschreibkursen und -übungen zu suchen. Alle zur Verfügung gestellten
8bungen wurden vom Projektteam nach einem im Team entwickelten Kriterienkatalog begutachtet. Dieser Katalog beinhaltet neben allgemeinen Kriterien wie übersichtliche Gestaltung, keine Verlinkung mit bzw. Weiterführungen zu anderen Websites, auch Kategorien zur Aufgabenstellung (bspw.
Schlüssigkeit, Altersadäquatheit, eindeutige δösungen), zur Rückmeldung
(bspw. Kennzeichnung von Fehlern, Korrekturmöglichkeit, Hilfestellungen,
Feedback) und zu methodisch-didaktischen Inhalten in Bezug auf die
Entwicklung von Rechtschreibbewusstsein bei den User/inne/n. Durch die
Schule neu denken und medial gestalten
kritische Begutachtung ist eine hohe Qualität der auf der Plattform zur Verfügung gestellten 8bungen gewährleistet.
Unter Lesen können nach dem Einloggen die Beiträge anderer User/innen
gelesen und kommentiert werden.
IDeRBlog bietet auch eine Seite für Erwachsene (hier sind vor allem
δehrpersonen und Eltern das Zielpublikum), auf der 8bungen in unterschiedlichen Formaten und Schwierigkeitsgraden verschiedenen Fehlerkategorien
zugeordnet sind. Abbildung zeigt, dass sich die Begrifflichkeiten hier an
den linguistischen Bezeichnungen unterschiedlicher Rechtschreibphänomene
orientieren. δehrpersonen und natürlich auch Eltern haben hier die εöglichkeit, aus einem großen Angebot gezielt 8bungen für Kinder auszuwählen.
Abb.
8bungsdatenbank – δehreransicht (http://www.iderblog.eu/ – Erwachsenenseite)
Schulische Schreibprozesse zwischen fehlender
Adressierung und kommunikativem Bedürfnis
Immer, wenn neue Technologien in den Unterricht integriert werden, wird
häufig der euphorische Fehler gemacht, schon das σeue als das Bessere aus-
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
zugeben, ohne den εehrwert zu prüfen. In Bezug auf das schulische Schreiben stellt sich somit die Frage, inwieweit durch den Einsatz einer Plattform
wie IDeRBlog tatsächlich schreibdidaktischer σutzen entstehen kann.
Betrachtet man zunächst ganz allgemein die Gelingensbedingungen schulischen Schreibens durch die Brille eines klassischen Schreibprozessmodells,
wie etwa dem von HAYES und FδτWER (
) (vgl. Abb. ), so kann man
feststellen, dass dieses Schreiben generell unter schwierigen Bedingungen
stattfindet.
Abb. Schreibprozessmodell von HAYES und FδτWER (
(vgl. FδτWER/HAYES
: )
)
Schwierig wird es vor allem im Bereich der Aufgabenumgebung. Dort hat
das Schreiben in der Schule häufig ein Problem in Bezug auf Thema, Adressatin bzw. Adressaten und damit eng verbunden den Aspekt der Motivation.
Themen für das Schreiben kommen in der Schule häufig aus dem
δehrbuch, den 8bungen für die Bildungsstandards oder schlichtweg von der
δehrperson. Dabei wären vor dem Hintergrund des motivationalen Aspekts
weitere εöglichkeiten in Betracht zu ziehen, denn der „Schreibzweck“ kann
auch „im Schreiber selbst oder im zu beschreibenden Sachverhalt liegen“,
sollte also keinesfalls nur „von einem Auftraggeber“ ausgehen (εERZG7RTSCH
: ).
Schule neu denken und medial gestalten
σoch deutlicher aber wirkt sich der meist fehlende bzw. eindimensionale
Adressaten-Bezug in der Aufgabenstellung beim Schreiben aus. Dabei verorten Autor/inn/en in der Aufsatzdidaktik die Etablierung des kommunikativen Aufsatzunterrichts, also einen genuin „adressatenorientiert[en] Ansatz
der Aufsatzdidaktik“, bereits in den
er- bzw. er-Jahren (WIδDEεAσσ
: ). Fehlt ein konkreter Adressaten-Bezug, können Schüler/innen das
Schreiben kaum als sinnvolle kommunikative Handlung wahrnehmen. In
jedem Falle aber bleibt die δehrperson die/der heimliche und damit von der
Schreiberin bzw. dem Schreiber imaginierte Adressat/in. τb die Schreibmotivation und damit die Gelingensbedingungen für das Schreiben eher erhöht
oder gesenkt werden, hängt ganz von der δehrperson der Schülerin bzw. des
Schülers ab. Im schlimmsten Fall wird diese lediglich als Beurteilungs- bzw.
Sprachnormierungsinstanz wahrgenommen. Dabei wird der Aspekt der
Schreibmotivation vielfach unterschätzt, obwohl klar sein sollte, dass diese
mit „nahezu allen den Schreibprozess konstituierenden Variablen“ (εERZGR7TSCH
: ) korreliert. Was das Schreiben in der Schule demnach
braucht, sind authentische Schreibanlässe, in denen echte Schreiber/innen für
echte δeser/innen agieren, denn Schreiben ist mehr als die korrekte graphematische Abbildung von Sprache. Es ist „kulturelle Tätigkeit“ (DEHσ
)
und damit eine „Form der Aneignung von Welt“ (WIδDEεAσσ
: ).
IDeRBlog kann nun als spezifisch für die Bedürfnisse von Schule und
Schreibunterricht konzipierte Blogging-Plattform nicht nur zu einem innovativen Tool für Rechtschreiberwerb werden, sondern auch zu einem sicheren
Experimentierraum für authentisches Schreiben, in dem Schüler/innen über
sich und die Welt schreiben und dabei echte δeser/innen aus ihrer Peergroup
imaginieren. Es ist anzunehmen, dass damit sowohl die Schreibmotivation
als auch die Qualität der Schreibprodukte steigen. Eine Evaluation diesbezüglich wäre nach breiterem Einsatz von IDeRBlog in Schulklassen ein lohnendes Folgeprojekt.
IDeRBlog in Verbindung mit schulischen Vorgaben
für die Volksschule in Bezug auf das (Recht-) Schreiben,
Lesen und Medienerziehung in Österreich
Durch die Verwendung der Plattform IDeRBlog werden einzelne Bereiche
des Deutschunterrichts – wie Verfassen von Texten, Lesen, Rechtschreiben –
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
angesprochen. Gleichzeitig wird aber auch die Verbindung der Teilbereiche
hergestellt und der Prozess der Textproduktion und -rezeption sichtbar gemacht. Im Umgang mit der Internetplattform wird darüber hinaus die εedienkompetenz gefördert. Damit ist ein Bezug sowohl zu den Vorgaben des
Lehrplans der Volksschule (
) und der Bildungsstandards Deutsch als
auch zu den Grundsatzerlässen Leseerziehung (
) und Unterrichtsprinzip
Medienerziehung (
) gegeben.
δaut δehrplan der Volksschule sollen Schüler/innen im Bereich Verfassen
von Texten während der Volksschulzeit die Fähigkeit zu zunehmend eigenständigen schriftlichen 2ußerungen erwerben (vgl. δehrplan der Volksschule
:
). Dazu sind passende Gelegenheiten zu schaffen bzw. aufzugreifen,
um Kinder zum Schreiben zu motivieren (vgl. ebd.:
). IDeRBlog bietet
Schülerinnen bzw. Schülern die Gelegenheit, Texte nach ihren Interessen und
Vorlieben für sich selbst und für andere δeser/innen zu verfassen. Die
εöglichkeit, Texte unter orthografischen Gesichtspunkten überprüfen lassen
zu können, macht die enge Verbindung zwischen Verfassen von Texten und
Rechtschreiben deutlich (vgl. ebd.:
).
Im Rechtschreibunterricht selbst sollen Schüler/innen zu „normgerechtem
Schreiben“ motiviert und angeleitet werden. Der Unterricht hat „grundlegende Rechtschreibkenntnisse zu vermitteln“ und zielt darauf ab, Kinder zum
„Erkennen und Anwenden einfacher Regeln“ zu führen (ebd.). Da IDeRBlog
auch ‚nur‘ zum 8ben von Rechtschreibphänomenen verwendet werden kann
bzw. aufgrund der Fehleranalysen gezielt 8bungsvorschläge anbietet, ist eine
Einbettung der Plattform in den Rechtschreibunterricht ebenfalls möglich.
Das δesen von Texten anderer User/innen auf der Plattform von IDeRBlog
dient „der Anbahnung der δesemündigkeit“ (ebd.:
) und ist eine abwechslungsreiche Alternative zu anderen εedien, um „δesefähigkeit und
δesefertigkeit“ sowie „Sinnerfassung und δesevergnügen“ zu steigern (ebd.:
f.). Durch den Austausch mit anderen Schüler/inne/n zu vielfältigen Themenkreisen wird auch das interkulturelle δernen gefördert (vgl. ebd.: ).
Die Bildungsstandards Deutsch betonen die Einbindung des Schreibprozesses (Planen, Verfassen und 8berarbeiten von Texten) in den Unterricht
und machen die Verknüpfung zu anderen Bereichen wie Lesen – Umgang mit
Texten und Medien, Rechtschreiben und Einsicht in Sprache durch Sprachbetrachtung deutlich (vgl. Rechtsvorschrift für Bildungsstandards
,
o. S.).
Durch das Ineinanderfließen von Textproduktion und Textrezeption lernen Kinder, „literarische Angebote und εedien aktiv zu nutzen“, unter ande-
Schule neu denken und medial gestalten
rem zur „Gewinnung von Information und Erweiterung ihres Wissens“, ihres
„Selbst- und Weltverständnisses sowie zur Unterhaltung“. Durch das schriftliche Reagieren auf gebloggte Texte nehmen Schüler/innen „zu einem Text
Stellung“ und müssen „ihre εeinung begründen“ (ebd.).
Der Grundsatzerlass Leseerziehung (
: f.) sieht δeseerziehung als
relevant „in allen Schularten, auf allen Schulstufen und Unterrichtsgegenständen“. Unterricht hat die Aufgabe, dazu anzuregen, „analoge und digitale
εedien kritisch und selektiv [zu] rezipieren“.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch der Grundsatzerlass Unterrichtsprinzip Medienerziehung (
: f.). εedienerziehung sieht eine schulstufen, schularten- und fächerübergreifende „umfassende εedienbildung“ und die
Entwicklung von „εedienkompetenz“ von Kindern und Jugendlichen als
unerlässlich an. IDeRBlog trägt dem insofern Rechnung, als die Plattform
sowohl in der Primar- als auch in der Sekundarstufe in allen Unterrichtsgegenständen als εedium für die Förderung der Entwicklung von εedienkompetenz eingesetzt werden kann.
Schreibdidaktische Überlegungen für den Einsatz
der Plattform in der Primarstufe
Im Hinblick auf die Vorgaben des δehrplans für die Volksschule, der Bildungsstandards und der Erlässe in Bezug auf den Erwerb von Schreib-, δeseund εedienkompetenz scheint es also durchaus angebracht, Internetplattformen für das Erstellen und Ausarbeiten von Texten zu nutzen. IDeRBlog
ist dafür ein passendes εedium, da hier die verschiedenen Bereiche der
Textproduktion mit der Textrezeption verwoben werden können.
Das Schreiben in digitalen εedien kann ab der ersten Klasse in den
Unterricht integriert werden. Schüler/inne/n wird dadurch ein zusätzliches
Arbeitsmittel zum Verfassen eigener Texte angeboten. Darüber hinaus bietet
das Schreiben am Computer für Kinder auch Erleichterungen, da beispielsweise die einzelnen Buchstaben auf der Tastatur immer zu sehen sind und
somit eine kognitive Unterstützung gegeben ist. Da der Druck auf Tasten
leichter zu bewerkstelligen ist als das Schreiben mit einem Stift, lässt sich für
Schüler/innen auch eine motorische Entlastung feststellen (vgl. B7TTCHER/
BECKER-εRτTZEK
: f.).
Für die σutzung von IDeRBlog ist es von Vorteil, wenn Kinder bereits
Erfahrungen mit dem eigenständigen Verfassen von Texten gemacht haben,
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
grundlegende δesefertigkeiten besitzen und eine gewisse Routine beim
Schreiben mit einer Tastatur erworben haben. Zu langes Suchen nach den
passenden Buchstaben behindert den Schreibfluss und wirkt demotivierend.
Daher ist es sinnvoll, vorab z. B. τnline-Tools zur richtigen Benutzung der
Tastatur einzusetzen.
Der Bildschirm bietet Kindern sowohl beim Schreiben als auch beim
δesen von Texten Unterstützung, da durch die klare Schrift Schreibprodukte
meist besser zu entziffern sind als ein handschriftlicher Text. Das macht es
auch leichter, Texte zu überarbeiten, sowohl hinsichtlich inhaltlicher als auch
sprachlicher und orthografischer εerkmale (vgl. ebd.: ).
Durch die εöglichkeit, Textbausteine rasch verschieben, löschen, umstellen zu können oder in einen fertigen Text Zusätze einzufügen, kommt Schreiben am Computer unserem Denken beim Verfassen von Texten sehr entgegen (vgl. ebd.: f.). Denn nur selten wird ein Text ‚in einem Zug‘ produziert, sondern entwickelt sich in einem Schreibprozess, der grundsätzlich aus
den Komponenten Planen, Formulieren und Überarbeiten besteht (vgl.
HτCHSTADT/KRAFFT/τδSEσ
: ).
Das Schreiben auf der Plattform IDerBlog nimmt auf alle drei Aspekte
des Schreibprozesses Bezug und ist durch die kindgerechte Gestaltung, die
kurze Texte mit bildhaften Elementen kombiniert, auch für Kinder der
Volksschule sehr übersichtlich und ohne lange Einführungen durch die δehrperson nutzbar.
Um mit IDerBlog arbeiten zu können, brauchen Kinder einen Zugang mit
Benutzernamen und Passwort, die sie selbst anlegen und auch merken oder
(sicher) aufbewahren müssen – ein Schritt zum Aufbau von εedienkompetenz. Es empfiehlt sich allerdings, dass die δehrperson eine δiste mit den
Zugangsdaten besitzt.
Auf der Plattform planen und formulieren Schüler/innen in ihrem persönlichen Account unter Jetzt schreiben Texte nach ihren Vorlieben bzw. Vorgaben durch die δehrperson. Diese Texte können gespeichert werden und
sind jederzeit verfügbar, um daran weiterzuarbeiten. Beim Erstellen der
Texte berücksichtigen Kinder unterschiedliche Schreibabsichten. Sie müssen
darüber nachdenken, ob sie mit ihren Texten etwas erzählen oder jemanden
informieren oder auch beeinflussen möchten. Auf diese Weise setzen sich
Schüler/innen kontextbezogen mit „expressive[m], narrative[m], fabulierende[m] Schreiben“, „informative[m]“ und „appellative[m] Schreiben“ auseinander (PRCHA
: ). Da grundsätzlich das Ziel ist, die Texte auch auf
IDeRBlog zu veröffentlichen, ist auch die Adressatenorientierung eine
Schule neu denken und medial gestalten
wichtige Komponente im Entstehungsprozess eines Textes. Beim Bloggen
auf IDeRBlog ist nicht mehr nur die δehrperson die/der (einzige) Adressat/in,
sondern es werden auch εitschüler/innen als Textrezipient/inn/en angesprochen, was die Schreib- und δesemotivation der Kinder möglicherweise
erhöht. Die τrientierung an bestimmten Adressat/inn/en stellt Volksschulkinder vor große Herausforderungen, da ihre Texte „an gedachte δeser/innen
gerichtet werden, die in der Regel nicht anwesend sind und das Geschriebene
zu einem späteren Zeitpunkt lesen“ (ebd.). Deshalb ist es notwendig, dass die
Kinder inhaltlich und formal verständlich schreiben (vgl. ebd.). Hier übernimmt die Kommentarfunktion auf IDeRBlog eine wichtige Rolle, da
δeser/innen zu den Texten unter anderem auch Verständnisfragen stellen
werden. Das wiederum eröffnet εöglichkeiten für kooperatives Schreiben,
weil Texte auf diese Weise gemeinsam überarbeitet werden können (vgl.
B7TTCHER/BECKER-εRτTZEK
: ).
Kinder haben weiters die Aufgabe zu entscheiden, welche Beiträge sie
veröffentlichen möchten. εöglicherweise ist nicht alles für eine Publikation
geeignet. Bei der Entscheidung kann bzw. muss die δehrperson Unterstützung bieten, indem beispielsweise über grundsätzliche Richtlinien bei der
Veröffentlichung von Texten diskutiert oder über einzelne Beiträge mit der
Verfasserin bzw. dem Verfasser unter vier Augen gesprochen wird. Sinnvoll
ist es sicher auch, die (Un-) Angemessenheit von Kommentaren zu diversen
Beiträgen mit den Schülerinnen und Schülern zu besprechen. Derartige Gespräche dienen ebenfalls zum Aufbau von εedienkompetenz und sind bereits
in der Volksschule sinnvoll. Darauf hinzuweisen ist, dass die δehrperson
über ihren IDeRBlog-Account auch die εöglichkeit hat, Beiträge oder
Kommentare für die Veröffentlichung zu blockieren.
Ein spezieller Fokus wird bei IDeRBlog auf die 8berarbeitung der Texte
im Hinblick auf orthografische Fehler gelegt. Der komplexe Prozess des
8berarbeitens bzw. Kontrollierens fällt vielen Kindern in der Volksschule
schwer, kann aber durchaus gefördert werden und hilft zur „Weiterentwicklung der Schreibkompetenz“ (HτCHSTADT/KRAFFT/τδSEσ
:
).
Sicherheit vermittelt den Schülerinnen und Schülern, dass sie während des
Schreibens auf IDeRBlog immer wieder auf Text jetzt kontrollieren klicken
können. Fehlerwörter, die im intelligenten Wörterbuch vorhanden sind, werden mit Korrekturhilfen, beispielsweise „8berlege, wie man ein Wort am
Satzanfang schreibt“, gekennzeichnet, wodurch auch Rechtschreibstrategien
vermittelt werden. Die durch eine qualitative Fehleranalyse individuell zugeordneten 8bungen zu Problemfeldern in der τrthografie können Schü-
„Schreibst du noch oder bloggst du schon?“
ler/innen selbstständig mit Selbstkontrolle durchführen. Dadurch sollen die
Rechtschreibung verbessert und die Rechtschreibkompetenz entwickelt
werden. Erst, wenn das Kind dazu bereit ist, gibt es den Text online der
δehrperson ab, der die Endkontrolle obliegt. Dadurch ist gewährleistet, dass
sich Schüler/innen nicht durch inhaltlich, sprachlich und/oder orthografisch
mangelhafte Texte blamierenν das gibt ihnen die notwendige Sicherheit und
steigert die εotivation, weitere Beiträge zu verfassen.
Durch die Arbeit mit IDeRBlog werden also „[i]ndividuelles Schreiben
und normgerechtes Schreiben von Wörtern und Sätzen [...] miteinander verbunden“ (PRCHA
: ).
Die 8bungsprogramme zur Rechtschreibung können aufgrund der einfachen Handhabung von Kindern der Volksschule problemlos auch unabhängig vom Verfassen von Texten unter dem Punkt Üben individuell oder
nach Vorgaben der δehrperson genutzt werden. Die Wahl zwischen τnlineoder Paper-Pencil-8bungen erscheint besonders in der Volksschule sinnvoll,
da es in der Regel nur zwei Computer pro Klasse gibt und sich Kinder
Arbeitsblätter eben auch ausdrucken können. Selbstkontrolle ist bei allen
8bungen möglich, was Kinder zu selbstgesteuertem δernen führt.
Der Umstand der häufig sehr eingeschränkten Computer-Verfügbarkeit ist
bei der Verwendung der Plattform mit einzubeziehen. Allerdings können
Schüler/innen mit IDeRBlog unabhängig von einem bestimmten τrt bzw. der
Schulzeiten arbeiten. Das kommt wiederum den individuellen Befindlichkeiten der Schreiber/innen entgegen und dient zur Förderung der (Recht-)
Schreibkompetenzen.
Abschließende Bemerkungen
Das Projekt IDeRBlog wird durch Erasmus+ unter der Projektnummer VGSPS-Sδ- - von der Europäischen Kommission gefördert. Das Projektteam von IDeRBlog setzt sich aus Personen aus den Bereichen εedieninformatik und -didaktik, Fachwissenschaft und Fachdidaktik Deutsch und
δehrerinnen und δehrern, die mit ihren Klassen die Plattform auf Praktikabilität testen, zusammen.
Die δehrpersonen der Volksschul-Testklassen berichten, dass die Plattform ausgiebig und gerne von den Schülerinnen und Schülern zum Schreiben, 8ben, Bloggen und Kommentieren genutzt wird.
Schule neu denken und medial gestalten
Ein Grund für die häufige σutzung der Plattform ist zunächst, dass für
Kinder das Arbeiten am Computer und das Schreiben auf der Tastatur
grundsätzlich als lustvoll erlebt werden. Die εöglichkeiten, auf IDeRBlog
Texte nach eigenen Interessen und Ideen für sich und andere User/innen zu
verfassen, die Beiträge anderer zu lesen und zu kommentieren und auf diese
Weise gleichzeitig Rezipientin bzw. Rezipient und Produzentin bzw. Produzent zu sein, sind ebenfalls Beweggründe, die Plattform aktiv zu nutzen.
Aus fachwissenschaftlicher bzw. fachdidaktischer Sicht zeigt sich, dass
die freie Auswahl der Themen und die als sinnvoll erlebte Verknüpfung
von Schreib- und Rezeptionsprozess die εotivation für das eigene (Recht-)
Schreiben und das δesen steigern können.
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